Bushof Lindenau

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Titel des Objekts: Bushof Lindenau

Adresse: Lützner Straße 125, 04177 Leipzig

Stadtteil: Lindenau

Industriezweig/Branche/Kategorie: Betriebshof der Omnibusse

Kurzcharakteristik: Die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) errichtete 1889/1899 an der Lützner Straße eine Hauptwerkstatt mit zwei viergleisigen Wagenhallen. In den folgenden Jahren erfolgten Erweiterungen und Anpassungen. Mit der Übernahme der Leipziger Elektrischen Straßenbahn (LESt) 1919 und des Straßenbahnhofs Wittenberger Straße war dieser Standort die „Werkstätten I“. 1927 wurde der Werkstattbetrieb wegen der Hauptwerkstatt Heiterblick aufgelöst und ab 1928 zog hier der Omnibusverkehr ein. Es ist geplant, diesen Bushof zu einem modernen Betriebshof auszubauen.

Datierung: 1899

Objektgröße: 32.100 m²

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr.: 09261616

Ursprüngliche Nutzung: Hauptwerkstatt und Straßenbahnhof

Heutige Nutzung: Abstellanlage und Hauptwerkstatt von Omnibussen

Bau- und Firmengeschichte: 

Der Betriebshof Lindenau liegt im gleichnamigen Ortsteil im Westen der Stadt an der Lützner Straße und wurde im Jahre 1899 eröffnet. Begonnen hat die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) 1889/1899 mit dem Bau der “Wagenhalle I” und “Werkstatthalle Ia” mit jeweils vier Gleisen, dazu erfolgte der Anbau der “Werkstatthalle Ib”. Zwischen beiden Hallen befanden sich drei Gleise, die durch die “Wagenhalle I” Anschluss auf die Lützner Straße erhielten. Drei Gleise der “Werkstatthalle Ia” nutzten eine Schiebebühne, das vierte Gleis hatte eine eigene Ausfahrt. Hier entstanden die “Centralwerkstätten der GLSt”. Der Betriebshof besaß auch einen Gleisanschluss über den neue Straßenbahnwagen angeliefert wurden. Der Straßenbahnhof war in der Nähe des Industriebahnhofs Plagwitz-Lindenau. Ein vierstöckiges Verwaltungsgebäude mit Dienstwohnungen folgte.

Im Jahr 1900 kam ein Kraftwerk am Karl-Heine-Kanal hinzu – das heutige KunstKraftWerk. Im selben Jahr wurde die “Wagenhalle II” mit vier Gleisen errichtet und die “Wagenhalle I” erweitert, deren Teilstück die Bezeichnung “Wagenhalle IIc” trägt. 1907 folgte neben dieser Halle der Bau der “Wagenhalle III” mit vier Gleisen, wovon ein Gleis an die Schiebebühne anknüpfte. Ein Jahr später wurde die Halle zur Werkstatt, auf zwei Gleise reduziert und eine Schiebebühne eingebaut. 1908 errichtete man an der Saalfelder Straße ein Wohnhaus.

Nach einer Zusammenlegung mit der Leipziger Elektrischen Straßenbahn (LESt) im Jahr 1919, benannte man die Centralwerkstätten in “Werkstätten I” um. Das Hauptdepot der LESt in der Wittenberger Straße wurde die “Werkstätten II“. Im Jahr 1913 wurde die “Wagenhalle IV” mit acht Gleisen und die “Wagenhalle V” mit zehn Gleisen erbaut, angebunden an eine Schiebebühne. Nachdem die Hauptwerkstatt Heiterblick 1927 in Betrieb genommen wurde, löste man die “Werkstätten I” im August 1927 auf.

Ab 1. April 1928 nutzte man den Betriebshof nun auch für Omnibusse. Sie waren im hinteren Teil der “Wagenhalle II” und in der kompletten “Wagenhalle III” beheimatet. Die “Wagenhalle IV” wurde als Buswerkstatt und die “Wagenhalle V” als  Werkstatt für alle anderen GLSt-Kraftfahrzeuge genutzt. In den Wagenhallen I, Ia und IIc standen ausgemusterte Straßenbahnen.

Die Gleise in der “Wagenhalle IV” und 1972 in der “Wagenhalle V” wurden wie auch die Schiebebühnen demontiert. Beheimatet war hier der Schienenkrantriebwagen. In der “Wagenhalle Ia” entfernte man alle Gleise und 1938 zog hier der Obus – Oberleitungsbus – ein. Im Oktober 1952 wurde ein Gebäude an der Lützner Straße/Ecke Saalfelder Straße der Sitz der Bushofverwaltung. In den folgenden Jahren gab es weitere Anpassungen für den Obusverkehr in und um die Wagenhallen. So entstand 1940 die “Wagenhalle II” mit Durchfahrtswaschhalle. Am 01. Oktober 1957 wurde in Lindenau die erste warmluftbeheizte Omnibus-Freiabstellanlage der DDR in Betrieb genommen. 1967 legt man den Gleisanschluss still. In den “Wagenhallen II und III” wurde die Durchfahrtsgröße angehoben, damit auch Doppelstockbusse stationiert werden konnten.

Als im Jahr 1975 der Obusverkehr in Leipzig eingestellt wurde, begann auch der Rückbau der Infrastruktur im Betriebshof Lindenau. Im September 1993 gab man die Bushofverwaltung im maroden Gebäude auf und sie zog ins Verwaltungsgebäude. Der Betriebshof diente fortan nur noch dem Kraftverkehr. Für die Abstellung der Busse werden heute zwei Freiabstellflächen und zwei Wagenhallen genutzt. 2011/2012 wurde die “Wagenhalle I” teilweise saniert. Beim Umbau der Lützner Straße zwischen 2012 und 2014 wurden die Ein- und Ausfahrten des Bushofs erneuert.

Objektbeschreibung:

Zwischen der S-Bahn-Strecke, dem Karl-Heine-Kanal, der Saalfelder Straße und Lützner Straße befindet sich der Bushof Lindenau. Ein markantes Industriebauwerk ist das ehemalige Heizkraftwerk der Leipziger Verkehrsbetriebe, das nun das KunstKraftWerk ist. Vorhanden sind eine große Freiabstellanlage und fünf Wagenhallen zur Abstellung bzw. Instandhaltung der Omnibusse. Hauptuntersuchungen erfolgen bei Bussen nicht. An der Straßenecke befindet sich zudem die Haltestelle der Buslinien 60 und 80.

Quellen/Literatur/Links:
– Buch „Vom Zweispänner zur Stadtbahn“, 1996
– Buch „Von Stadtbahn und Bus“, 2007
– Leipziger Stadtverkehr www.bimmelbus-leipzig.de

Autor/in: Dave Tarassow

Datum: 12.02.2018

Überarbeitet am 18.01.2022 von Corinna Klußmann

Abbildungen: Dave Tarassow, Mai 2010