1

Bahnhof Stötteritz

Titel des Objekts: Bahnhof Leipzig-Stötteritz

Adresse: Güntzstraße 2, 04299 Leipzig

Stadtteil: Leipzig-Stötteritz

Industriezweig/Branche/Kategorie: Verkehrswesen/Eisenbahn

Kurzcharakteristik: ehemals Güterabfertigung und Personenbahnhof, heute Halte-und Endpunkt im Mitteldeutschen S-Bahn Netz

Datierung: Bahnhof seit 1. Mai 1905

Objektgröße: nicht ermittelbar, Grundfläche Empfangsgebäude ca. 160m2

Ursprüngliche Nutzung: als Ladestelle für Güter am 1. Dezember 1891 eröffnet, ab 1. Mai 1893 auch Haltestelle für Personenverkehr

Heutige Nutzung: nach völliger Umgestaltung der Anlagen seit 13.Dezember 2013 nur noch Personenverkehr, Empfangsgebäude und Güterschuppen ungenutzt.

Bau- und Firmengeschichte: Wie die Eisenbahn Stötteritz erreichte… Mit Inbetriebnahme der 2.Verbindungsbahn am 20.August 1878 wurde auch die damals selbstständige Gemeinde Stötteritz von der Eisenbahn „berührt“. Diese 2gleisige Strecke verband die Bahnhöfe die sich vorher anstelle des Leipziger Hauptbahnhofs befanden mit dem Bahnhof Leipzig-Connewitz sowie dem Bayrischen Bahnhof. Gut 13 Jahre fuhren die Züge nur an Stötteritz vorbei. Dann wurde am 1.Dezember die bereits genannte Ladestelle für den Güterverkehr mit Schuppen eröffnet, der in den Folgejahren mehrfach erweitert wurde. Somit ergaben sich gute Grundlagen für die Ansiedelung von Betrieben. Auch der Bau eines Anschlussgleises nach Probstheida hatte die Gemeinde vorgeschlagen. Doch dort stieß der Vorschlag auf weniger Gehör. Die Realisierung unterblieb. Am 1.Mai 1893 wurde dann auch eine „Haltestelle für den Personenverkehr“ errichtet.
Weiterer Ausbau der Anlagen… Der wachsende Verkehr machte bald Erweiterungen der Gleisanlagen notwendig. Anschlussgleise zum Städt. Bauhof u. Desinfektionsanstalt (hinter Prager/Kregelstr.) entstehen. Als Bahnhof wird Stötteritz ab 1.Mai 1905 bezeichnet und ein Jahr später (1906) ist das Empfangsgebäude aus gelben Klinkern vollendet. Durch die Errichtung des Leipziger Hauptbahnhofes werden auch hier Umbauten erforderlich. So errichtet die Sächsische Staatseisenbahn den Güterring von Stötteritz nach Engelsdorf/Güterbahnhof (Sächs. Staatsbahn) (4,7Km) sowie nach Schönefeld/Güterbahnhof (Preuss. Staatsbahn) Diese Verbindung geht 1906 in Betrieb. In die gleiche Zeit fällt auch nach einer Straßenverbreiterung der Stötteritzer Straße der Bau der Eisenbahnbrücken (5 Stück) mit Mittelstützen als genietete Eisenkonstruktion. Diese haben über 100 Jahre ihren Dienst versehen und wurden 2012 außer Betrieb genommen. Außerdem wird neben dem bestehenden Bahnsteig östlich ein weiterer baulich vorbereitet, (Bahndamm und Brückenwiderlager) jedoch niemals in Betrieb genommen. Die technische Messe wird ebenfalls vom Bahnhof Sötteritz einen Gleisanschluss erhalten. Messegüter sowie Eisenbahnfahrzeuge selbst als Exponate gelangen nun in das Ausstellungsgelände. Zwei Stellwerke übernehmen die Zugsicherung.
Moderne Zeiten… Im Zuge der Elektrifizierung des sogenannten Sächsischen Dreiecks Leipzig, Dresden, Chemnitz, Zwickau erhält in den 1960er Jahren der Bahnhof Fahrleitungen. Das Stellwerk B1 wird durch einen Neubau ersetzt. Bedingt durch die günstige Lage am Güterring errichtet die damalige Deutsche Reichsbahn einen Groß-Container Umschlagplatz in Stötteritz. Fertig ist die Anlage am 2.Dezember 1968. Zwei Kranbahnen erledigen den Container Umschlag Schiene/Straße und Stapelplätze wurden angelegt. Im Zuge der Eröffnung der Leipziger S-Bahn am 12.Juli 1969 wird Leipzig-Stötteritz ein Haltepunkt und auch der Haltepunkt „Messegelände“ befindet sich betrieblich zu Stötteritz gehörig. Bereits am 03.03.1968 wurde ein „Messeschnellverkehr“ vom Hauptbahnhof zu diesem neu errichteten Haltepunkt „Technische Messe“ aufgenommen. Bis zum Jahr 2012 hat sich wenig am Bahnhof Stötteritz geändert. S-Bahnen sowie Regionalzüge der Relationen Hauptbahnhof-Borna – Geithain, Altenburg – Zwickau sowie Hof und Güterzüge erreichten diesen Bahnhof.
Ein Bahnhof verändert sein Gesicht… Am 24.11.2012 wurde der Abschnitt Leipzig-Hauptbahnhof – Stötteritz nach 134 Jahren für immer stillgelegt. Die Deutsche Bahn hat kein Geld um den Rietzschke-Viadukt bei Sellerhausen zu sanieren. Der Bau des City-Tunnels ist auch hier folgenreich. Netzergänzende Baumaßnahmen beginnen und der Verkehr wird für über 1 Jahr vollkommen eingestellt. Es folgt ein kompletter Neubau der Gleisanlagen mit geänderter Trassierung. Der Bahnsteig wird nach Westen, auf die ehemalige „Güterseite“ verlegt. Ein Fahrstuhl sorgt nun für einen barrierefreien Zugang des neuen Mittelbahnsteiges mit innerem Kopfgleis für endende S-Bahn Züge. Die restlichen Gleisanlagen wie der alte Bahnsteig werden zurückgebaut. Nach Anbindung an das elektronische Stellwerk erfolgt der Abriss der örtlichen Stellwerksgebäude. Die letzte Aufgabe des Containerbahnhofes war die Verladung der Tübbinge für den City-Tunnel von der Eisenbahn auf LKW. Vorher verschwanden auch die beiden Portalkräne, 2013 folgten die alten Eisenbahnbrücken. Letztere wurden durch 3 jeweils 27m lange Brücken ohne Mittelstützen ersetzt. Ein Stück der Natursteinstützwand an der Papiermühlstraße konnte erhalten werden.
Am 13.12.2013 wurde der Bahnhof Stötteritz mit der Eröffnung des City-Tunnels für den Personenverkehr im Mitteldeutschen S-Bahn Netz wieder in Betrieb genommen. Güterschuppen und das Empfangsgebäude stehen seit Jahren leer und warten auf neue Nutzer. Der Stillgelegte Abschnitt zum Leipziger Hauptbahnhof soll mit dem Rietzschke-Viadukt bei Sellerhausen als „Höhenweg“ in das Konzept „Parkbogen-Ost“ eingebunden werden. Eine attraktive Fuß-Radwegverbindung soll damit in den nächsten Jahren entstehen und östliche Stadtteile mit dem Zentrum verbinden. Eine Modernisierung des Streckenabschnittes nach Engelsdorf steht noch bevor. Eisenbahnbrücken wie auch der Haltepunkt Anger-Crottendorf sollen neu erreichtet werden. Ziel ist unter anderem eine Erhöhung der Reisegeschwindigkeit auf dieser nun in Mischverkehr betriebenen Strecke. Eine bessere Verknüpfung mit der Straßenbahn, als direkter Halt unter den Eisenbahnbrücken wäre sehr wünschenswert!

Quellen/Literatur/Links:

  • Eigenes Wissen,
  • Stötteritz : ein Leipziger Stadtteillexikon / [hrsg. vom Pro Leipzig e.V.,2014]
  • Gerhild Schwendler

Autor: M. Mann

Datum: 19.03.2018

Abbildungen: (M. Mann, Zeitraum 2005-2016)




Straßenbahndepot Stötteritz

Titel des Objekts: Straßendepot Stötteritz

Adresse: Holzhäuser Straße 113, 04299 Leipzig

Ortsteil: Stötteritz

Industriezweig/Branche/Kategorie: Betriebshof und Depot der Straßenbahn

Kurzcharakteristik: Der an der Holzhäuser Straße gelegene, ehemalige Straßenbahnhof wurde im Jahr 1898 in Klinkern, Stahlgerüst und Oberlichtern errichtet und 1957 stillgelegt. Bis Herbst 2018 wurden vier Stadthäuser integriert.

Datierung: 1898

Objektgröße: ca. 960 m²

Ursprüngliche Nutzung: Straßenbahndepot

Heutige Nutzung: Ab Herbst 2018 Wohnungen

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr.: 09263116

Bau- und Firmengeschichte:

Am 15. Mai 1898 wurde der Straßenbahnhof Stötteritz von der Leipziger Elektrischen Straßenbahn (LESt) an der Holzhäuser Straße in Betrieb genommen. Die zunächst dreigleisige Wagenhalle diente zum Abstellen von Straßenbahnwagen. In den Jahren 1906 bis 1908 schloss sich die Errichtung einer kleinen Wagenhalle mit zwei Gleisen an. Während die große Wagenhalle drei Ein- und Ausfahrten besaß, hatte die kleine Wagenhalle nur eine Ein- und Ausfahrt. Im selben Zeitraum wurden beide Hallen in Richtung Sommerfelder Straße verlängert, sodass nun mehr Fahrzeuge abgestellt werden konnten. 1917 wurde das Depot geschlossen, als die Straßenbahn zur Weißestraße eingekürzt wurde.

1924 erfolgte die Reaktivierung und der Straßenbahnhof Stötteritz wurde Außenstelle des Straßenbahnhofs Reudnitz. Zwei Jahre später wurden Schad- und ausgemusterte Fahrzeuge abgestellt. 1929 erfolgten neue Ausfahrten zur neuen Wendeschleife Stötteritz. Das Gleis 5 erhielt keine Ausfahrt und wurde vermutlich stillgelegt. Auf dessen Hofbereich wurde ein Flachbau errichtet. Der Bau wurde aus Klinker errichtet und besitzt ein Stahlgerüst im Inneren mit Oberlichtern.

1957 erfolgten die Stilllegung und die Übergabe an den “VEB Intron”, der industrielle Elektronik herstellte. Vier Jahre später wurden auch die Ein- und Ausfahrten im Hof- und Straßenbereich entfernt. Nach 1990 fand das Depot verschiedene Nutzungen bis zum zeitweiligen Leerstand.

Im Februar 2018 begannen die Umbauarbeiten für die Errichtung von Stadthäusern, dabei soll die Straßenfassade erhalten bleiben und integriert werden. Ein Bezug der vier Stadthäuser ist im Herbst desselben Jahres vorgesehen gewesen.

Objektbeschreibung:

Das ehemalige Straßenbahndepot befindet sich an der Holzhäuser Straße, direkt an der stadteinwärtigen Haltestelle Kolmstraße, die von der Straßenbahnlinie 4 bedient wird und in einem teils geschlossenem Wohngebiet liegt. Seitlich grenzen Mehrfamilienhäuser an. Das optische Erscheinungsbild ist eine Klinkerfassade mit Klinker- und Kunststeingliederungen. Der Hofbereich (ehemaliges Gleisvorfeld) besitzt betonierte Belagflächen.

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Dave Tarassow

Datum: 25.02.2018

Abbildungen: Dave Tarassow, 18.02.2018




Cafe Schirmer

Kaffeerösterei Hermann Schirmer Nachfahren

Adresse:
Schönbachstraße 71, 04299 Leipzig

Ortsteil:
Stötteritz

Industriezweig/Branche/Kategorie:
Lebensmittelverarbeitung

Objektbeschreibung:
Das Wohnhaus sowie die Rösterei sind gelbe Klinkerbauten, die mit grünen Ziegeln strukturiert sind. Nach einer behutsamen Sanierung im Jahre 2006 wurde auch die Rösterei für Wohnzwecke nutzbar gemacht. Über dem ehemaligen Ladengeschäft erinnert noch die alte Überschrift „Kaffeerösterei Hermann Schirmer Nachf.- Seit 1854“ an die hier tätige Firma.

Datierung:
ab 1854 nachweisbar als Geschäft in der Grimmaischen Straße 32, Leipzig

Denkmalstatus:
Obj.-Dok.-Nr.: 09303116

Ursprüngliche Nutzung:
Wohn- und Kontorhaus mit Rösterei; Gebäude zur Lagerung, Röstung und Verkauf von Bohnenkaffee

Heutige Nutzung:
Nach Sanierung im Jahr 2006 werden die beiden Gebäude zu Wohnzwecken genutzt.

Bau- und Firmengeschichte:

Der Ursprung der Firma geht auf ein Geschäft in der Grimmaischen Straße 32 zurück. Dort gründete der Kaufmann Hermann Schirmer im Jahr 1854 ein Geschäft zum Verkauf von Colonialwaren. 1885 übernahm Richard Springer den Laden und spezialisierte sich auf den Verkauf sowie die Röstung von Kaffee. Da die Firma Schirmer über einen sehr guten Ruf verfügte, wurde die Bezeichnung lediglich um den Zusatz „Nachfahren“ ergänzt. Auf diese Weise wollte man den Absatz durch einen neuen Firmennamen nicht gefährden.

Der Kaufmann Springer ließ um 1890 in der Schönbachstraße 71 in Stötteritz ein Kontorgebäude mit Laden und Wohnungen sowie einer Rösterei im hinteren Teil (Hofseite) errichten. Genaue Angaben zum Architekten sowie Baujahr sind durch den Verlust der Bauakte im Zweiten Weltkrieg leider nicht mehr zu erfahren. Im Jahr 1919 übernahm nach dem Tode von Richard Springer dessen Sohn Rudolf die Firma. Die Kaffeerösterei Hermann Schirmer überstand die schweren Zeiten von Inflation und Weltwirtschaftskrise und behauptete sich am Markt.

Nach Kriegsende führte die Witwe von Rudolf Springer die Firma trotz ihres hohen Alters fort. Über Kriegsschäden an den Gebäuden in Stötteritz ist nichts bekannt. Nachfahren der Firmeninhaber gingen 1947 nach Westdeutschland. 1950 wurde dort Horst Springer neuer Eigentümer. In Dortmund produziert man 1965 weiter unter dem Namen „Schirmer Kaffee“.

Durch fehlenden Rohkaffee wurden während und nach dem Zweiten Weltkrieg Getreide, Zuckerrüben und Zichorie als Kaffeeersatz verwendet. Echter Bohnenkaffee wurde in der DDR über viele Jahrzehnte zum Luxusartikel. Im Jahre 1962 kam die Firma unter staatlicher Beteiligung zum neuen Namen VEB Röstperle.  Zehn Jahre später soll der Betrieb dann verstaatlicht worden sein. Durch Kombinatsbildung bzw. Zentralisierung  – Bildung der Marke „RONDO“ – in Halle-Magdeburg verlor der Betrieb an Bedeutung und die Produktion wurde irgendwann eingestellt. Sicher war die relativ kleine Firmengröße auch ein Argument für die Schließung. Ein genaues Datum der Produktionseinstellung ist derzeit nicht bekannt. So verflog der von Zeitzeugen beschriebene Kaffeeduft aus Stötteritz.

Nach der Wiedervereinigung stellte Horst Springer einen Rückübertragungsanspruch und 1990 erfolgte die Reprivatisierung. Die Produktion wurde nicht wieder aufgenommen. 2006 wurde das Gebäude saniert und die Bausubstanz äußerlich nicht verändert. So ist am Stammsitz der Kaffeerösterei Hermann Schirmer in Stötteritz ein Gründerzeitbauensemble zur Industriegeschichte Leipzigs erhalten geblieben. Die Ladenüberschrift in der Schönbachstraße 71 erinnert noch heute an die hier ansässige Firma.

Des weiterem befindet sich an der Straßenseite zur Schönbachstraße noch eine Rosette: Sie diente der Befestigung der Fahrleitung und ist ein Rest der einst durch die Straße verlaufenden elektrischen Straßenbahn.

Quellen/Literatur/Links:
eigenes Wissen
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schirmer_Kaffee

Autor:
Mathias Mann

Datum:
19.11.2017

Überarbeitung: C. Klußmann, 12.01.2022

Abbildungen:
M. Mann, 18.01.2016




Dr. Trenkler & Co.

Titel des Objekts:
Dr. Bruno Trenkler & Co.

Adresse:
Untere Eichstädtstraße 11

Ortsteil:
Leipzig-Stötteritz

Industriezweig/Branche/Kategorie:
Polygraphisches Unternehmen mit Schwerpunkt Ansichtskarten und Fotoaufnahmen

Kurzcharakteristik:
gelber Klinkerbau, Fassade mit roten Klinkern strukturiert, fünf Etagen.
Architekt: Büro Franke und Wedekamp

Datierung:
1904

Objektgröße:
ca. 800m² pro Etage

Denkmalstatus:
Obj.-Dok.-Nr.: 09263138

Ursprüngliche Nutzung:
Polygraphischer Großbetrieb, später Herstellung elektrotechnischer Erzeugnisse, zuletzt Bürogebäude

Heutige Nutzung:
Derzeit ungenutzt. Relativ guter Bauzustand, da Haus durch Umnutzung zum Bürogebäude in den 1990er Jahren bereits saniert wurde. Das Areal wird durch die Firma Hildebrand einer neuen Nutzung zugeführt.

Bau- und Firmengeschichte:
Bruno Trenkler wurde 1863 geboren und studierte Chemie an der Universität Würzburg. 1887 bekam er mit 24 Jahren den Doktortitel  verliehen. Danach führte ihn sein weiterer Lebensweg nach Leipzig. Im heutigen Stadtteil Neu-Reudnitz begann Trenkler 1894 mit knapp einem halben Dutzend Arbeitern den Aufbau einer kleinen Druckerei. Ort des Geschehens war die heutige Cäcilienstraße, wo er Räume angemietet hatte.

Der Anfang war für den 31jährigen Inhaber nicht leicht, da die Firma noch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckte. Kaufmännische Unterstützung erhielt er durch die Mitarbeit von Herrn Gustav Jährig. Eine wichtige Errungenschaft war ein leistungsfähiges Reproduktionsverfahren, an dessen Entwicklung Dr. Trenkler großen Anteil hatte. Der Druck von Ansichtskarten brachte schließlich den Erfolg. Dr. Trenkler hatte früh das Potential des neuen Mediums „Ansichtskarte“ erkannt und setzte sich für technische Verbesserungen in der Herstellung ein.

Alle Städte und Gemeinden wollten in dieser Zeit ihre Sehenswürdigkeiten sowie die umgebende Landschaft zeigen. Es entstand ein hart umkämpfter Markt um kolorierte Ansichtskarten aus zahlreichen Städten und verschiedenen Ländern – viele wollten an diesem Geschäft verdienen.

Bald brauchte die Firma neue Räume, da sie sich inzwischen auf fünf Straßen verteilte. Dieser Zustand war für eine durchgehende und zeitgemäße Herstellung hinderlich. So erwarb Trenkler 1901 ein Grundstück in der Unteren Eichstädtstraße 11 und ließ darauf ein mehrgeschossiges Fabrikgebäude errichten. Als Architekt wurde das Büro Franke und Wedekamp beauftragt. Fertiggestellt wurde der neue Produktionsstandort 1904. Nun waren die verschiedenen Herstellungstechniken wie Licht-, Buch-, Steindruck, Dreifarbenätzerei, Buchbinderei plus die nötigen fotografischen Ateliers unter einem Dach vereint. Ein Jahr zuvor war der Dresdner Max Hoffmann als Teilhaber zur Firma gekommen und leitete Unterstützung, mit der Aussicht auf einen guten Gewinn in den Folgejahren.

In Jahr 1909 beschäftigte die Trenklersche Kunstanstalt bereits 700 Arbeiter und rund 130 Druckerpressen liefen auf Hochtouren. In einem Koloriersaal arbeiteten bis zu 100 Frauen mit Schablonen an der farbigen Fassung der Ansichtskarten. Ihre Entlohnung war gering. Ein Zeichenatelier fertigte nach Bedarf repräsentative Rahmen für die Karten oder Darstellungen in besonders großen Formaten. In den Kellerräumen befand sich ein umfangreiches Papierlager. Im Verlags-und Hauptkontor sorgten fast 60 Mitarbeiter für eine korrekte Buchhaltung und ein reibungsloses weltweites Versandgeschäft. Täglich konnten bis zu 20.000 farbige Ansichtskarten produziert werden und pro Woche verließen bis zu drei Millionen Ansichtskarten die Produktion. Und das alles ohne Bahnanschluss: Anfangs erfolgte der Transport zum Bahnhof ausschließlich mit Pferdefuhrwerken!

Die Firma erreichte ihre Blütezeit bis in die 1920er Jahre und lieferte Ansichtskarten in viele Länder der Erde. Oft gab es von einem Motiv auch eine Nachtansicht. Zusätzlich wurden Werbepublikationen für Industriebetriebe in hoher Qualität und nach Kundenwunsch gefertigt. Die Firma Trenkler besaß einen ausgezeichneten Ruf und konnte technisch alles realisieren was zu dieser Zeit im Bereich Fotographie und Kunstdruck möglich war. So erhielt sie 1913 zur Internationalen Baufachausstellung in Leipzig das alleinige Fotorecht.

Die besondere Qualität der Erzeugnisse brachte viele Preise und Anerkennungen ein: 1909 eine Goldmedaille auf einer „Internationalen Fachausstellung für Photographie“, und 1910 wurde der Firma auf der Weltausstellung in Brüssel ein Ehrendiplom verliehen. Auch in den Folgejahren mangelte es nicht an Würdigungen. Ein 1910 geplanter Südflügel des Firmengebäudes wurde nie realisiert.

Reisende Vertriebsmitarbeiter übernahmen die Werbearbeit mit Tausenden von Mustern. In verschiedenen europäischen Städten, z.B. in Brüssel oder Den Haag, befanden sich eigene Firmenvertretungen. Für neue Motive aus dem In- und Ausland sorgten bis zu zehn reisende und gut ausgebildete Fotographen. Es soll einen Musterkatalog mit ca. 25.000 Ansichtskarten existiert haben. Eine fast unvorstellbare Anzahl, von denen der größte Teil Stadtansichten waren.

Am 10. September 1926 starb der Firmengründer Dr. Bruno Trenkler. Er fand auf dem Südfriedhof seine letzte Ruhe.
Die Firma Trenkler gliederte in den folgenden Jahren die Ansichtskartenproduktion aus. Eine Druckerei in der Dessauer Straße 13 übernahm diese Aufgabe.  Die Räume in der Unteren Eichstädtstraße 11 waren nicht mehr voll ausgelastet. Sicher spielte dabei auch die Weltwirtschaftskriese eine Rolle.

Ab 1931 produzierte die Firma Dr. Dietz & Ritter Fabrik für Radio-Erzeugnisse und Transformatoren in diesem Gebäude. In den 1930er Jahren wurden Radios der Marke „Körting“ hergestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Firma zur Rüstungsproduktion herangezogen. Zeitzeugen berichteten von Prüfungen wie Rütteltests von Bordfunkgeräten für Flugzeuge. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die Enteignung und Demontage, da das Werk in die Rüstungsindustrie eingebunden war. Schwere Zeiten brachen für die Mitarbeiter an, um mit den wenigen noch vorhandenen Mitteln eine Produktion einzurichten. 1948 gehörte die Produktionsstätte zum damaligen VEB Funkwerk Leipzig und in den folgenden Jahrzehnten zum VEB Fernmeldewerk Leipzig.

Nach 1990 übernahm die Siemens-Kommunikationstechnik GmbH die Nachfolge des Unternehmens. Das Haus wurde saniert und als Bürogebäude genutzt. Seit einigen Jahren ungenutzt, wartet das unter Denkmalschutz stehende Fabrikgebäude heute auf neue Nutzer. Im Hof ist das Heizhaus mit Schornstein zu sehen. Die Fa. Hildebrand Immobilien arbeitet an einer neuen Nutzung für das Gebäude einer einstigen Weltfirma.

Quellen/Literatur/Links:
Pro Leipzig e.V., Gerhild Schwendler: Stötteritz – ein Leipziger Stadtteillexikon. Leipzig 2014.
Wikipedia: Dr. Trenkler & Co

Autor/in:
M. Mann

Datum:
20.03.2017

Überarbeitet 11.01.2022 C. Klußmann

Abbildungen:
M. Mann 18.01.2016
Ansichtskartenmotiv von Stötteritz der Firma Trenkler von 1910 (Eigentümer: Leibniz Institut für Länderkunde)
Firmenlogo von 1907; Quelle: Wikipedia