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Blüthner Pianofortefabrik

Adressen:  Zentrum-West, Friedrich-Ebert-Straße 67
Leutzsch, Franz-Flemming-Straße 39
Ursprüngliche Firmenbezeichnung:
ab 1970:
seit 1990:
Julius Blüthner Pianofortefabrik
VEB Blüthner Pianos Leipzig
Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH
Datierung: ab 1853
Industriezweig/Branche: Herstellung von Musikinstrumenten,
Herstellung von Saiteninstrumenten mit Klaviatur
Objektgröße: in der Friedrich-Ebert-Straße: 55.000 m² Produktionsgesamtfläche (1928)
(nach anderen Quellen: 100.000 m²)
Heutige Nutzung (und Denkmalstatus):

Friedrich-Ebert-Straße 65-69

Käthe-Kollwitz-Straße 46
(ehem. Fabrikanten-Villa)

Franz-Flemming-Straße 39

Heutiger Standort der
Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH

Stadthafen Leipzig, Wohnhäuser
(Obj.-Id.-Nr.: 09291662 & 09291664)

Leerstand (Obj.-Id.-Nr.:  09290272)

Gewerbegebiet (Obj.-Id.-Nr.: 09291929)

Großpösna, Dechwitzer Straße 12

Bau- und Firmengeschichte:

Julius Ferdinand Blüthner beginnt am 7. November 1853 mit zunächst drei Mitarbeitern die Fertigung von Flügeln in einer gemieteten Werkstatt in der Westvorstadt, Ecke Plagwitzer Straße / Weststraße (heute Ecke Friedrich-Ebert-Straße / Käthe-Kollwitz-Straße). Zuvor lernte er als Tischler in einer Pianofabrik, stimmte und reparierte Klaviere und Pianos. Den ersten Flügel verkauft Julius Blüthner im Februar 1854. In den folgenden Monaten produziert die Firma einen Flügel pro Monat. Im selben Jahr erhält ein Blüthner-Flügel eine Auszeichnung und die Nachfrage steigt, so dass Blüthner 1855 bereits zehn Mitarbeiter hat.

Julius Blüthner geb. 11. März 1824 – gest. 13. April 1910 | Abb.: aus Festschrift: Julius Blüthner, Leipzig zur 75 jähr. Jubelfeier am 7. Nov. 1928. Leipzig 1928.

Blüthner entwickelt die „Blüthner-Patentmechanik“, eine neue Repetitionsmechanik, welche durch Einfachheit zu größtmöglicher Klangschönheit aber auch zu längerer Haltbarkeit führen soll. Diese Variation der Stoßzungenmechanik ohne Repetierschenkel, auch „englische Mechanik“ genannt, wird 1856 patentiert. Sie wird in den folgenden Jahrzehnten in vielen Flügeln, auch von anderen Instrumentenbauern, neben der herkömmlichen Doppelrepetitionsmechanik (mit Repetierschenkel) verwendet.

Frühe Erfolge

Ab 1860 steht ein Blüthner-Flügel im Gewandhaus und wird bespielt. Das 500. Instrument wird im Jahr 1862 fertiggestellt. Die gemieteten Räumlichkeiten sind bald zu klein, obwohl inzwischen auch die oberen Stockwerke mitbenutzt werden. Zwischen 1859 und 1864 kauft Julius Blüthner das Grundstück auf dem die Werkstatt liegt und baut eine Fabrik für bis zu 100 Arbeiter, deren Grundriss er selbst entwirft. Auf dem rechtsstehenden Grundriss sieht man die verschiedenen Grundstücke. Die Kennzeichnung der Gebäude finden sich teils in Klammern (z. B. [M]) im Text wieder.

1864 beginnt die industrielle Fertigung mit zunächst 37 Arbeitern, die sich jedoch schnell auf die eingeplanten 100 Mitarbeiter erhöhen.

Grundriss der Fabrik | Quelle: Oscar Laffert: K. S. Hof-Pianoforte-Fabrik von Julius Blüthner in Leipzig. Leipzig 1876.

Die Blüthner Fabrikate werden 1867 nicht nur auf der Weltausstellung in Paris, sondern auch auf der Industrieausstellung Chemnitz ausgezeichnet: „wegen vorzüglicher Ausführung seiner Flügel und Pianos besonders aber für selbstständige Construction der Flügel und vorzüglicher Spielart und Tonschönheit derselben“, so die Begründung. Die Ausstellungen bringen den Blüthner-Produkten große Aufmerksamkeit, die Nachfrage steigt.

Damit wird die Steigerung der Produktionszahlen notwendig, was wiederum zur mehrfachen Vergrößerung der Fabrikanlagen zwischen 1868 und 1870 führt sowie die Inbetriebnahme einer Dampfmaschine als Hauptantriebsquelle. Zur Fabrik gehört jetzt auch ein Holztrocken-Speicher [GI] mit mehreren Stockwerken, in dem die Hölzer nach mehrjähriger Lagerung im Freien als Vorbereitung auf die Verarbeitung sechs Monate gelagert werden. Die Fabrik beschäftigt inzwischen 300 Mitarbeiter. Das Fabrikgebäude wird um einen dritten Flügel erweitert sowie um ein Gebäude für eine große Säge zum Schneiden der Stämme und weiterer kleinerer Sägen. Zudem wird ein eigener „Concertsaal“ eingerichtet. Einige Werkstätten müssen im Laufe der Zeit ausgelagert und außerhalb des Fabrikgeländes untergebracht werden.

Die Neu-Entwicklung: Der Aliquot-Flügel

Mitte der 1870er Jahre entwickelt Julius Blüthner einen neuen Flügel-Typ, den Aliquot-Flügel. Das besondere ist die zusätzliche, gedämpfte Saite pro Ton, die eine Oktave höher gestimmt ist und ab der oberen Mittellage mitschwingt und damit die Hörbarkeit der Obertöne, Aliquoten genannt, verstärkt. So entsteht eine besondere Tonfülle und ein schöner Gesamtklang. 1876 meldet Blüthner das Patent an und entwickelt im Laufe der Jahre verschiedene Varianten dieses Typus.

Über eine Niederlassung in London und einem weltumspannenden Vertriebsnetz werden die Instrumente in immer größerer Anzahl vertrieben. Die Arbeiterzahl beträgt Mitte der 1870er Jahre über 800 Personen. Blüthner, ist ein Großbetrieb:

Abb.: Julius Blüthner, Heinrich Gretschel: Lehrbuch des Pianofortebaues.
Weimar 1872.

„Nicht aber im Sinne einer geisttötenden Mechanisierung, einer schablonenmäßigen Fließarbeit, einer entseelten Massenfabrikation O nein! Wo die Schaffensfreude der Mitarbeiter gefehlt hätte, da wäre gerade bei dem feindifferenzierten Klavierbau der Rückgang besiegelt gewesen. Die hier zusammenwirkenden Intelligenzen fordern einen gewissen Spielraum, den der kluge Fabrikherr nicht einschränkte.“

Festschrift zum 75jährigen Bestehen, 1928, S. 8

1888 baut Blüthner ein Sägewerk in Leutzsch in der heutigen Franz-Flemming-Straße mit angeschlossenem Holzlager für die benötigten Hölzer. So kann der wachsende Bedarf an zugeschnittenen Hölzern gedeckt werden. Das Stammwerk in der Plagwitzer Straße verfügt um 1890 nach mehreren Erweiterungen und Neubauten über eine Produktionsfläche von rund 55.000 m² – manche Quellen sprechen gar von 100.000 m². Die Arbeitsfläche wird innerhalb von 15 Jahren mehr als verdoppelt und Blüthners Pianofortefabrik zu einer der größten in Europa. Um die Jahrhundertwende hat die Firma rund 750 Mitarbeiter und die Jahresproduktion 1903 beträgt 3000 Stück.

Dampfsägewerk der Firma in Leutzsch
Dampfsägewerk der Firma in Leutzsch |
Quelle: Abb.: Festschrift: Julius Blüthner, Leipzig zur
75 jähr. Jubelfeier am 7. Nov. 1928. Leipzig 1928

Hofpianofortefabrikant

Blüthner beliefert die Aristokratie und namhafte Künstler dieser Zeit mit Instrumenten, sodass er 1865 den Titel „Hofpianofortefabrikanten – königlich-sächsischer Hofpianofabrikant des König Johann von Sachsen“ verliehen bekommt. 1870/71 erhält er die Anerkennung zum königlich-sächsischen Commerzienrath durch König Johann von Sachsen. Ab 1902 bringt die Firma Hupfeld aus Leipzig ein automatisches Klavier, auch Reproduktionsklavier genannt, ähnlich dem amerikanischen Pianola auf den Markt. Es heißt Phonola und Hupfeld wird damit in Deutschland und Europa Marktführer. Auch Blüthner-Flügel werden mit den Phonola Systemen von Hupfeld und anderen Fabrikanten ausgestattet

Firmengründer Julius Blüthner stirbt am 13. April 1910. Seine drei Söhne führen den Betrieb in Folge fort. Max Blüthner übernimmt die technische Leitung, Dr. Robert Blüthner die kaufmännische Leitung und Bruno Blüthner ist zuständig für die Produktion der Konzertflügel. Er übernimmt nach dem Tod seines Bruders Max 1919 die technische Leitung.

Auch an der Pianofabrikation bei Blüthner geht der Erste Weltkrieg (1914-1918) nicht spurenlos vorbei: Mitarbeiter werden zum Militärdienst einberufen, Kontakte ins Ausland gehe verloren und Musikinstrumente sind kaum gefragt. Die Fertigung wird auf Produkte für das Militär umgestellt. Nach 1919 beginnt ein schwieriger aber erfolgreicher Aufbau der alten Vertriebswege, sodass nahezu die alten Produktionszahlen wieder erreicht werden. Die Firmenleitung übernimmt 1932 Rudolph Blüthner-Haessler, der Schwieger- und Adoptivsohn von Robert Blüthner, nach dessen Tod.

1928 zum 75-jährigen Jubiläum erscheint eine Festschrift, sie endet mit den Worten:
Der Name Blüthner bleibt nach wie vor und immerdar ein Symbol, ein Begriff des zweckvoll Schönen und der beseelten Qualitätsarbeit. Er wird auch ferner in Ehren bestehen, nicht zuletzt zum Besten des deutschen Vaterlandes!“

Festschrift zum 75jährigen Bestehen, 1928, S.28

Der zweite Weltkrieg und seine Folgen

Im Zweiten Weltkrieg wird die Fabrik am Westplatz beim Luftangriff 1943 schwer getroffen und brennt bis auf die Grundmauern nieder. Auch das gesamte Inventar wird vernichtet. Nur die Fabrikantenvilla und zwei Wohnhäuser am Rand des Geländes bleiben erhalten.  Als der Zweite Weltkrieg endet, versammeln die Blüthners die noch lebenden, verstreuten Klavierbauer in Leipzig um sich und bauen die zerstörte Produktion wieder auf. Bereits 1948 beginnt auf dem Gelände des Sägewerkes in Leutzsch, Franz-Flemming-Straße 39, die Produktion von Instrumenten. Dazu werden die Gebäude in Leutzsch umgebaut, um sie zu Fertigungsräumen umzufunktionieren. Bereits 1953 ist die Nachfrage nach Blüthner Pianos wieder hoch.

Bis 1966 bleibt die Pianofortefabrik im Besitz der Familie, dann wird sie halbstaatlich und sechs Jahre später komplett zum staatlichen Betrieb der DDR. Der Betrieb trägt bis 1990 den Namen VEB Blüthner Pianos. Aus dem Unternehmer Ingbert Blüthner-Haessler wird der VEB-Direktor. In den 1970er Jahren wird auf dem Gelände in Leutzsch ein Neubau für 100 Arbeiter erbaut.

Zwei Journalisten des Westberlinder Radiosenders RIAS und Direktor Ingbert Blüthner-Haessler
Zum 125-jährigen Firmenjubiläum des Familienunternehmens 1978 besuchen Journalisten des Westberliner Radiosenders RIAS den VEB Blüthner Pianos. In der Mitte: Ingbert Blüthner-Haessler. |
Firmenchronik Fa. Blüthner (Autorisierung Dr. Blüthner-Haessler)

Nach dem Ende der DDR wird der Betrieb reprivatisiert und wieder Eigentum der Familie Blüthner. Es gelingt an alte Kontakte anzuknüpfen und die Nachfrage wächst. 1994-1996 werden neue Produktionsanlagen in Störmthal/Großpösna bei Leipzig gebaut.  Im Jahre 1995 treten Ingbert Blüthner-Haesslers Söhne, der Mediziner und Betriebswirtschaftler Dr. med. Christian Blüthner und der im väterlichen Betrieb ausgebildete Klavierbaumeister Knut Blüthner-Haessler in die Unternehmensführung ein. Dank des großen Interesses und der ständig steigenden Nachfrage nach Blüthner Instrumenten verfügt die Firma heute über ein weltweites Vertriebsnetz, mehreren Tochtergesellschaften u. a. in den USA, Großbritannien, Russland, Frankreich, den Niederlanden sowie Servicezentren im asiatischen Raum. 2003 feiert die Firma Blüthner 150jähriges Jubiläum. Seit 1853 sind mehr als 150.000 Instrumente produziert worden.

Objektbeschreibung

Fabrikgebäude Ecke Weststraße / Plagwitzer Straße
Datierung: ab 1860

Die Fabrik in der West Vorstadt, 1892 |
Abb.: Eckert & Pflug [Verlag] Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Teil. Leipzig 1892.

Beschreibung des Zustandes 1876 (Buchstaben in Klammern [] beziehen sich auf den Grundriss der Fabrik weiter oben):
Hufeisenförmiges, vierstöckiges Fabrikgebäude [A + B] mit 125m langer Fassade zur Weststraße sowie 175m Fassade zur Plagwitzer Straße. Der Bau war massiv und verfügte über einen Keller. Das freistehende Gebäude bot den Vorteil guter natürlicher Beleuchtung für alle Räume. Auch waren alle Stockwerke und Räume an die Heizung sowie Gas- und Wasserleitungen angeschlossen. Neben dem Hauptgebäude befanden sich verschiedene Nebengebäude auf dem Gelände, u.a. eine Sägerei [C], ein Trockenspeicher [G] und ein Kesselhaus [E]. An der Weststraße (Friedrich-Ebert-Straße 67) standen, mit etwas Abstand zum Fabrikgebäude, Wohnhäuser [L]. Und auf der anderen Seite der Fabrik befand sich die Villa des Fabrikbesitzers [M] mit Garten (Käthe-Kollwitz-Straße 46).

Wohngebäude Friedrich-Ebert-Straße 65/67
Datierung: um 1850, renoviert 2010-2012

Um 1850 im Zuge der Bebauung der Weststraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) wahrscheinlich als Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Nutzung des Gebäudes über fünf Generationen durch die Familie Blüthner bis zur Verlagerung des Firmensitzes nach Großpösna. Das Gebäude wurde 2010 bis 2012 aufwändig restauriert und wird heute ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. Renovierungen standen unter der Leitung der Bauart GmbH, Amberg-Leipzig.

Bau-Beschreibung:
Vierstöckiger Bau aus der Gründerzeit mit Ziegelverblendungen und Putzelementen. Abgerundete Sprossenfenster gliedern den quadratischen Bau vertikal und horizontal symmetrisch. Aufwändige Fenstergesimse als Schmuckelemente und Kontrast zum Ziegelwerk. Stuckgesimse unterteilen die Front zwischen dem 1. und 2. sowie 3. und 4. Stockwerk, so dass die 4. Etage wie eine Mansarde wirkt. Abschluss zum Dach mit breitem Dachgesims. Zudem Unterteilung des Erdgeschosses durch einen zusätzlichen schmalen Fries. Heutige Balkone an den Seitenmauern sind nachgerüstet und dürften auch in anderer Form im Originalzustand nicht vorhanden gewesen sein. Erhalten ist zudem die wohl ehemalige Hofeinfahrt. Offensichtlich bestand hier zum Nachbarhaus noch eine Grundstücksmauer, die heute aber nicht mehr vorhanden ist. Zusammen mit Haus Nr. 65 (im ähnlichen Baustil gehalten) zeigen diese beiden Häuser die vormalige Pracht dieser Straßenbebauung.

Villa Blüthner, Käthe-Kollwitz-Straße 46
Datierung: 1858

Foto: Mathis Nitzsche; Quelle: https://www.architektur-blicklicht.de/artikel/touren/villa-bluethner-leipzig-zentrum-west-bachviertel/

Fabrikanten Villa mit historisierender Putzfassade. Eine der frühesten erhaltenen Villenbauten an der ehemaligen Plagwitzer Verbindungsstraße.

Standort Franz-Flemming-Straße 39
Datierung: 1888 (Andere Quellen: 1897)

Um 1888 entstand für die Firma Blüthner ein Dampfsägewerk mit angeschlossenem Holzlager. Durch den Bahnanschluss an die Sächsisch–Thüringische Eisenbahn war eine effiziente Holzversorgung für die prosperierende Pianofortefabrik möglich. Nach der Zerstörung des Hauptstandortes in der Friedrich-Ebert-Straße wurden auf dem Gelände des Sägewerkes neue Gebäude errichtet, um die gesamte Produktion an diesem Platz zu konzentrieren. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Fabrikgelände in Leutzsch ein Gewerbepark. Das Grundstück ist Eigentum der Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH.

Quellenverzeichnis:

Autor/in: Hartmut Bräuninger (2013), Frank Heyme , Corinna Klußmann (2023)

Fotografien:

  • Frank Heyme: Franz-Flemming-Str. 39
  • Hartmut Bräuninger, Bauart GmbH: Friedrich-Ebert-Straße 67)
  • Mathis Nitzsche: Fabrikantenvilla

Objekt Nr.: 0402 / 7309




Georg-Schwarz-Straße 185, Leutzsch

Firmen, die das Gebäude nutzten:

  • VEB Polygraph

heute: Ruine / Industriebrache

Fabrikgebäudes der Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, 1915
Fabrikgebäudes der Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, 1915 | Quelle: Fotothek des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig (Inv.-Nr.: F/9408/2005)

Adresse:  Georg-Schwarz-Straße 185, 04179 Leipzig
Ortsteil: Leutzsch
Datierung: 1909-1910
Industriezweig/Branche: Elektrotechnik, Maschinenbau, Elektro-Industrie
Objektgröße: Grundstücksgröße: 10.260 m² (Flurstück: Leutzsch * 436/5)
Denkmalstatus: denkmalgeschützt, Obj.-Dok.-Nr.: 09298615

Objektbeschreibung:

Das Fabrikgebäude in der Georg-Schwarz-Straße 185, damals Barnecker Straße 43, 1933-1945 Schlageterstraße, in Leutzsch wurde 1910 für die OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik (auch: OMEGA – Metallfaden und Glühlampen) gebaut.

Die Architekten Schmidt & Johlige entwarfen ein außerordentlich modernes Gebäude im Reformstil mit halbkreisförmigem Treppenhaus, in dem auch die Umkleideräume angeordnet waren. Die Arbeits- und Kontorräume waren lichtdurchflutet und das Gesamtensemble stellte einen Meilenstein für moderne Industriearchitektur dar.

1929 bezog die Photographischen Fabrik Hoh & Hahne das Gebäude.

Nach Enteignung der Firma nach 1945 wurden die Gebäude durch die nun mehr und mehr staatlichen Nachfolgeunternehmen genutzt.

Ein Teil der Fabrikgebäude sind mittlerweile abgerissen. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude verfällt durch Leerstand zunehmend. Es soll unter Zwangsversteigerung stehen und wird in die Neugestaltung der „Leutzsch Brücken“ einbezogen, die bis 2026 abgeschlossen sein soll.




OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik

ab 1909:

DDR:
Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, OMEGA – Metallfaden und Glühlampen; auch Omega-Werke genannt
Firma nicht mehr existent (Nutzer des Gebäudes: VEB Polygraph)
heutige Nutzung: Industrieruine
Adresse:  Georg-Schwarz-Straße 185, 04179 Leipzig
Ortsteil: Leutzsch
Datierung: 1909-1910
Industriezweig/Branche: Elektrotechnik
Objektgröße: Grundstücksgröße: 10.260 m² (Flurstück: Leutzsch * 436/5)
Denkmalstatus: denkmalgeschützt, Obj.-Dok.-Nr.: 09298615

Bau- und Firmengeschichte:

Nach 1900 musste die Firma Körting und Mathiesen den Niedergang des Bedarfes an elektrischen Bogenlampen feststellen. Aus Gründen der Markterweiterung in Großbritannien wurde eine Vertriebsfirma gegründet, gemeinsam mit den Allgemeinen Deutschen Elektricitäts Werken. Im Jahre 1909 gründete Körting und Mathiesen gemeinsam mit Westinghouse eine Firma zur Herstellung von Metallfadenlampen, Bestandteilen von sowie vollständigen Beleuchtungskörpern. Ab 1910 lag die Tagesproduktion bei 5000 Lampen. Das Investment entwickelte sich nicht wie erhofft. Es wurden nur rote Zahlen erwirtschaftet.

Ab 1915 wurde der Betrieb wegen der dauernden Verluste eingestellt. Anschließend wurden die Anlagen und Sachwerte allmählich verkauft. Inwieweit die Situation im Zusammenhang mit dem seit 1914 begonnen 1. Weltkrieg in Relation stand, ist nicht bekannt.  

Das Fabrikgebäude wurde ab 1929 durch die Firma Hoh und Hahne übernommen.

Historische Postkarte mit Ansicht der Werke, um 1914

Objektbeschreibung

Das Fabrikgebäude in der Georg-Schwarz-Straße 185 in Leutzsch wurde 1910 für die OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik (auch: OMEGA – Metallfaden und Glühlampen) gebaut. Die Architekten Schmidt & Johlige entwarfen ein außerordentlich modernes Gebäude im Reformstil mit halbkreisförmigem Treppenhaus, in dem auch die Umkleideräume angeordnet waren. Die Arbeits- und Kontorräume waren lichtdurchflutet und das Gesamtensemble stellte einen Meilenstein für moderne Industriearchitektur dar.

1929 bezog die Photographischen Fabrik Hoh & Hahne das Gebäude. Nach Enteignung der Firma nach 1945 wurden die Gebäude durch die nun mehr und mehr staatlichen Nachfolgeunternehmen genutzt.

Fabrikgebäudes der Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, 1915
Fabrikgebäudes der Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, 1915 | Quelle: Fotothek des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig (Inv.-Nr.: F/9408/2005)

Mittlerweile ist ein Teil der Fabrikgebäude abgerissen. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude verfällt durch Leerstand zunehmend. Im Jahr 2012 wurde das Gebäude zwangsversteigert. Es wird in die Neugestaltung der „Leutzsch Brücken“ einbezogen, die bis 2026 abgeschlossen sein soll (Stand 2020).

Quellen/Literatur/Links:

  • Antje Hagen: Deutsche Direktinvestitionen in Großbritannien, 1871 – 1918. Reihe Beiträge zur Unternehmensgeschichte, Franz Steiner Verlag 1997. Pkt. 6.4.2.1 Anstrich 53
  • Dr. David Blumenthal: Die Bedeutung der deutschen elektrotechnischen Spezialfabriken für Starkstrom-Erzeugnisse und ihre Stellung in der Elektro-Industrie. Springer Berlin (Verlag) 1915
  • Monika Kirst: Leutzsch: erlebt, erkundet, zugehört. 2. Band (Böhlitzer Hefte), Creativ Werbeagentur Kolb 2017
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Hoh_%26_Hahne (letzter Aufruf: 16.09.2023)
  • http://www.kandemlampen.de/index.php?seite=geschichte (letzter Aufruf: 06.10.2023)

Autor/in:        Frank Heyme

Datum:           2.4.2020

Bearbeitung: Corinna Klußmann, 16.09.2023




Pianoforte-Mechaniken-Fabrik Flemming

vor 1945:

nach 1945:
ab 1972:
Heute:

Adresse:
Ortsteil:

Datierung:

Industriezweig/Branche:

Objektgröße:

Denkmalstatus:

Flügel- und Pianomechaniken-Fabrik Hermann Franz Flemming
bzw. Pianoforte-Mechaniken-Fabrik H. F. Flemming
H. F. Flemming KG
VEB Flügel- und Pianomechaniken, später VEB Pianounion
Ruine bzw. Industriebrache

Franz-Flemming-Straße 41, 04179 Leipzig
Leutzsch

1895

Musikinstrumentenbau, Fabrikation von Klavier- und Flügelmechaniken

Gesamtfläche des Werkes: 22.000 m²

Obj.-Dok.-Nr.: 09291930

Bau- und Firmengeschichte: 

Die Flügel- und Pianomechanikenfabrik gründete Franz Flemming im Jahr 1881. Nach kleineren Fabrikationsplätzen in Leutzsch wurde 1896 eine neue Fabrikanlage in der heutigen Franz-Flemming-Straße in Betrieb genommen.

Die Fabrikationsanlage bestand aus diversen Holzschuppen, einem Holzlagerplatz, Räumen für die Holztrocknung und diversen Räumen für die Herstellung von metallischen Halbzeugen sowie dem Bau von Spezialmaschinen. Hinzu kam ein Sägewerk. Die eigentliche Produktion der Mechaniken erfolgte in den Abteilungen Leistenherstellung, Zuschnitt, Bohren und Fräsen. Der nächste Schritt erfolgte in der Garnierabteilung, in der die Holzteile mit allerhand Tuchen, Stoffen, Filzen und Ledern versehen wurden. Danach dann das Zusammenfügen der Einzelteile und schließlich die Komplettierung zu einer Klaviatur.

Zeichnung der Klaviaturmechanik
Um durch Tastendruck einen Ton auf der Saite zu erzeugen, benötigt man eine äußerst komplizierte Mechanik, die sensibel und sicher reagieren muss | Technische Zeichnung von 1896

Die Fabrikanlage bedeckte eine Fläche von circa 22.000 m². Davon waren 650 m² bebaut mit Schuppen zur Unterbringung u. a. der Holzvorräte und circa 3.000 m² mit Fabrikanlagen. 18.350 m² wurden als Lagerplatz genutzt. Diese waren mit Gleisanschluss an die Sächsisch-Thüringische Staatseisenbahn versehen. Zum Entladen der Eisenbahnwaggons war eine Rampe von 130 m Länge vorhanden. Ferner durchzogen Feldbahngleise das Areal nach allen Richtungen. Die Fabrik enthielt auf drei Stockwerken 5.000 m² Arbeitsräume und war mit allen technischen Hilfsmitteln versehen. Besonders war auf größtmögliche Feuersicherheit geachtet worden. Angestellte der Firma unterhielten auch eine eigene Fabrikfeuerwehr.

Die nötige Betriebskraft wurde durch eine 175 PS Hochdruckdampfmaschine erzeugt, für welche zwei Heizkessel den notwendigen Dampf lieferten. Ferner lieferte das Gemeindeverbands-Elektrizitätswerk Leipzig Strom für 50 PS elektromotorische Kraft. Der Abdampf wurde hauptsächlich zur Heizung der Trockenanlagen verwendet, in der kalten Jahreszeit auch zur Erwärmung der Fabrikräume. Eine eigene Lichtzentrale lieferte den elektrischen Strom zur Beleuchtung des Etablissements. Die Fabrik verwendete circa 400 Spezialmaschinen und Apparate, die zumeist der eigenen Maschinenbau-Anstalt entstammen. Das Personal bestand aus 14 kaufmännischen und technischen Angestellten, circa 40 Meistern und Vorarbeitern sowie rund 300 Arbeitern.

Etwa in der Zeit um 1914 wurde Hermann Franz Flemming der Titel eines Kommerzienrates durch den sächsischen König Friedrich August verliehen. Die Fabrikate wurden in alle Erdteile verkauft. Piano- und Flügelmechaniken gingen an die Instrumentenbauer Steinway & Sons, Grotian-Steinweg, Schimmel, August Förster, Julius Blüthner, Niendorf, Bechstein, Rönisch, Julius Feurich, Ibach und an zahllose Abnehmer in Norwegen, Schweden, Finnland, Schweiz, Sowjetunion (Russland), Polen, Österreich, England, Australien und bis zur japanischen Firma Yamaha. Die Produktion des Betriebes betrug um diese Zeit etwa 14.000 Pianomechaniken und 4.500 Flügelmechaniken.

Nach dem Ersten Weltkrieg und nach der Weltwirtschaftskrise war das Produktionsvolumen etwas geringer als zuvor, aber die Firma behielt ihre herausragende Stellung auf dem Gebiet der Herstellung von Mechaniken für Klaviere und Flügel.

Nach 1945 wurde die Produktion wieder angefahren und gegen den Widerstand der staatlichen Organe als privatwirtschaftlicher Betrieb bis 1959 mit unterschiedlichem Erfolg weitergeführt. Im Jahr 1959 wurde eine staatliche Beteiligung an der Firma aufgenommen, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Die vollständige Verstaatlichung der Firma erfolgte im Jahr 1972. Danach existierte sie als VEB Flügel- und Pianomechaniken. Später erfolgten diverse Auslagerungen der Produktion und die Eingliederung in den VEB Pianounion. Die Ausstattung an Maschinen und Werkzeugen war am Ende wegen mangelnder Instandhaltung und fehlender Neuinvestition völlig verbraucht bzw. veraltet. Die Firma Flemming existierte da nicht mehr. Nach 1990 versuchten die Alteigentümer einen Neuanfang, der aber aufgrund der Rahmenbedingungen keine Aussicht auf Erfolg hatte.

Von der Fabrik steht nur noch die Ruine des Kopfbaus. Die Produktionsgebäude und die Nebengebäude wurden nach einem Feuer 1999 abgerissen | Foto: C. Klußmann, 2018

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Dr. Horst Siegemund und Frank Heyme

Datum: 25.02.2022




Hoh & Hahne / Hohlux

ab 1899:
DDR:
Hoh & Hahne, Markenname: HOHLUX
VEB Polygraph Reprotechnik
heutige Nutzung: Hauptgebäude als Ruine, Nebengebäude z.T. abgerissen
Adresse:  Georg-Schwarz-Straße 185, 04179 Leipzig
Ortsteil: Leutzsch
Datierung: 1899 gegründet, nach 1990 Stilllegung des Werke
Industriezweig/Branche: Maschinenbau, Herstellung von optischen Erzeugnissen (Fotoindustrie)
Objektgröße: Grundstücksgröße: 10.260 m² (Flurstück: Leutzsch * 436/5)
Denkmalstatus: denkmalgeschützt, Obj.-Dok.-Nr.: 09298615

Bau- und Firmengeschichte:

August Hermann Hoh und Friedrich Hahne gründeten 1899 eine Firma zur Herstellung von Repro- und Plattenkameras sowie “Lux”-Trockenplatten. Ab 1926 produzierten sie Reproduktions-Apparate unter der Marke Hohlux . Im Jahr 1929 erfolgte der Umzug in das Gebäude der OMEGA Werke in Leutzsch. Die Produktion umfasste fotomechanische Apparate und Hilfsmittel, u.a. Reproduktionskameras und Chemikalien. Die Repro-Einrichtungen erlangten wegen ihrer ausgezeichneten Funktion Weltgeltung. Die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft (KG) erfolgte 1941.

Es ist nicht dokumentiert, was während des Zweiten Weltkriegs hergestellt wurde, aber produziert wurde wohl auch für die Junkers Flugzeugwerke und die Wehrmacht. Auch ist davon auszugehen, dass Hoh & Hahne Zwangsarbeiter beschäftigte, da die Firma im Verzeichnis der NS-Zwangsarbeiterlager und -Gemeinschaftsunterkünfte aufgeführt ist.

Teile des Werkes wurden in der direkten Nachkriegszeit als Reparationsleistung von der Sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. Seit 1950 stand die Firma unter treuhändischer Verwaltung und wurde 1953 ein Betrieb mit staatlicher Beteiligung, seit 1956 in der Rechtsträgerschaft der Deutschen Investitionsbank. Die Firma Hoh & Hahne wird 1962 aus dem Handelsregister gelöscht. Die Produktion und das Gebäude wurden als Omega Werke in den VEB Polygraph Reprotechnik überführt, die Druckmaschinen produzierte. Der VEB Polygraph wurde 1990 in eine GmbH umgewandelt und das Werk in Leipzig-Leutzsch stillgelegt.


Objektbeschreibung:

Das Fabrikgebäude in der Georg-Schwarz-Straße 185 in Leutzsch wurde 1910 für die OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik (auch: OMEGA – Metallfaden und Glühlampen) gebaut. Die Architekten Schmidt & Johlige entwarfen ein außerordentlich modernes Gebäude im Reformstil mit halbkreisförmigem Treppenhaus, in dem auch die Umkleideräume angeordnet waren. Die Arbeits- und Kontorräume waren lichtdurchflutet und das Gesamtensemble stellte einen Meilenstein für moderne Industriearchitektur dar. 1929 bezog die Photographischen Fabrik Hoh & Hahne das Gebäude. Nach Enteignung der Firma nach 1945 wurden die Gebäude durch die nun mehr und mehr staatlichen Nachfolgeunternehmen genutzt. Ein Teil der Fabrikgebäude sind mittlerweile abgerissen. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude verfällt durch Leerstand zunehmend. Es soll unter Zwangsversteigerung stehen und wird in die Neugestaltung der „Leutzsch Brücken“ einbezogen, die bis 2026 abgeschlossen sein soll.

Laut Einleitung in den Bestand der Firma Hoh & Hahne im Sächsischen Staatsarchiv sind mehrere Fotoalben aus den 1930er Jahren, auch mit Aufnahmen des Fabrikgebäudes, erhalten. (Bestand: Sächsisches Staatsarchiv, 20787 Hoh & Hahne, Reproduktionstechnik, Leipzig, Nr. 015)

Quellen/Literatur/Links:

Autor/in: Frank Heyme

Datum: 26.3.2020 / Überarbeitet: November 2021 (Corinna Klußmann)




Dietzold-Werke

Titel des Objekts: Dietzold-Werke

Adresse: Franz-Flemming-Straße 9, 04179 Leipzig

Stadtteil: Leutzsch

Industriezweig/Branche/Kategorie: Metallverarbeitung, Metallwaren; Ateliers

Kurzcharakteristik: Das 1905 errichtete Fabrikgebäude diente zunächst für die Metallverarbeitung und zuletzt vom „VEB Maiswerk Zerbst“. Seit den 1990er Jahren stand das Gebäude leer, bis sich 2013 ein neuer Eigentümer fand, der das Areal für Ateliers und als Location umnutzt.

Datierung: 1915

Objektgröße: ca. 3.600 m²

Ursprüngliche Nutzung: Fabrik für Metallwaren

Heutige Nutzung: Ateliers

Bau- und Firmengeschichte: Im Auftrag des Unternehmers J. Arthur Dietzold wurde nach Plänen des Architekten Emil Franz Hänsel in der heutigen Franz-Flemming-Straße ein Fabrikgebäude errichtet. Zunächst hatte es nur vier Stockwerke und ein Flachdach, auf dem man dann einen Dachstuhl mit weiteren Räumen setzte. So entstand vermutlich dann auch der Giebel mit den großen DIETZOLD-Buchstaben. Hergestellt wurden unter anderem Nägel, Schrauben, Drähte, Springfedern und Kellerfenstergewebe.
Ab 1912 zog hier eine Kürschnerei ein, die Tierfelle zu Pelzbekleidung verarbeiteten. Darauf folgte die Produktion von Elektroschaltgeräten. Die Dietzold-Werke gehörten ab 1969 zum Mitteldeutschen Maiswerk und wurden 1974 eine Außenstelle des „VEB Maiswerk Zerbst“. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands schloss diese Fabrik ihre Tore und die Bausubstanz wurde sich selbst überlassen.
Im Juli 2010, um halb vier nachts, stand der Dachstuhl in Flammen. Die Feuerwehr ließ ihn kontrolliert abbrennen. Seitdem fehlt der Dachstuhl und der Giebel steht frei. 2013 dann, kauft ein Investor das ehemalige Fabrikgebäude und öffnet die Räume für Ateliers, die zwei Jahre später erstmals bezogen worden. Der neue Eigentümer saniert das Gebäude, erneuert die Sanitäranlagen, möchte aber den alten Charme der Fabrik behalten. Im Erdgeschoss plant er eine Galerie mit Restaurant und Freisitz. Der Dachstuhl soll teilweise mit Glas überdacht und für Veranstaltungen genutzt werden.

Objektbeschreibung: Das Fabrikgebäude besitzt eine Klinkerfassade mit abfallendem Putz, das zudem sanierungsbedürftig ist. Es befindet sich in einem Gewerbegebiet, zwischen der Eisenbahnstrecke Leipzig-Weißenfels und der Franz-Flemming-Straße, direkt gegenüber der Theater-Fabrik-Sachsen.

Quellen/Literatur/Links:
www.dietzoldwerke.de
LVZ Lost Places www.multimedia.lvz.de/dietzold#114

Autor/in: Dave Tarassow

Datum: 22.02.2018

Abbildungen: (Dave Tarassow, 05.09.2015.)




Straßenbahnhof Leutzsch

Titel des Objekts: Straßenbahnhof Leutzsch

Adresse: Rathenaustraße, 04178 Leipzig

Stadtteil: Leutzsch

Industriezweig/Branche/Kategorie: Betriebshof der Straßenbahn

Kurzcharakteristik: Die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) errichtete 1908 an der Rathenaustraße ein neues Depot mit zwei Wagenhallen, die 85 Meter und 110 Meter lang sind. Dazu kam 1987 eine große Freiabstellanlage. Seitdem der Straßenbahnhof Angerbrücke 2006 neu eröffnet wurde, wird das Depot nur noch ab und zu für die Abstellung von Linienfahrzeugen genutzt. Mit dem Bau der Serien-Leoliner für Leipzig und Halberstadt befand sich hier die Inbetriebnahmestelle des Straßenbauherstellers HeiterBlick.

Datierung: 1908

Objektgröße: 12.200 m²

Ursprüngliche Nutzung: Straßenbahnhof für Linienfahrzeuge

Heutige Nutzung: Abstellanlage von Schienen- und Straßenfahrzeugen (nach Bedarf)

Bau- und Firmengeschichte: Der Straßenbahnhof Leutzsch liegt im Ortsteil Leutzsch, nordwestlich der Stadt, an der Rathenaustraße und wurde 1908 eröffnet. Die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) nahm in der damaligen Bahnhofstraße den neuen Betriebshof am 24. März 1908 in Betrieb. Es wurden zwei Wagenhallen errichtet, eine mit 110 Metern Länge und eine mit 40 Metern Länge, jeweils mit fünf Gleisen, im Stahl- und Betonbau. Zwischen der “Großen Wagenhalle” und dem Bahnhof Leutzsch, der sich gleich gegenüber befand, gibt es ein Freiabstellgleis. Vor den Hallen und um das Verwaltungsgebäude wurde eine Wendeschleife angelegt, die die Kuppelendstelle auf der Bahnhofstraße ersetzte. Im Jahr 1912 wurde die Wendeschleife zweigleisig ausgebaut. Die 40 Meter lange Wagenhalle wurde auf 85 Meter verlängert. Das Freiabstellgleis erhielt ein Schleppdach. Bis 31. Dezember 1963 waren hier Linienfahrzeuge beheimatet – vom 1. Januar 1964 bis 25. September 1982 hingegen nur noch Arbeitswagen und historische Straßenbahnen. Bis 1968 wurden jedoch während der Betriebs-pause Fahrzeuge einer Linie untergestellt. Ab dem 26. September 1982 konnten wieder Linienwagen beheimatet und repariert werden, nachdem man eine Grube für einen Tatragroßzug einrichtete. Neben der “Kleinen Wagenhalle” wurde im November 1987 eine Freiabstellanlage mit sieben Gleisen eröffnet. Es folgte 1991 eine Betriebswerkstatt und ein Jahr später konnte hier die erste LVB-Unterflurradsatzdrehmaschine in Betrieb genommen werden. Wenn ein Betriebshof mit vielen Linien keine Fahrzeuge mehr aufnehmen kann, werden Außenstellen eingerichtet, wo lediglich die Fahrzeuge abgestellt werden. Dies geschah im Juli 1991 mit Leutzsch, als sie zur Außenstelle des Straßenbahnhofs Angerbrücke wurde – bis 25. Mai 2001. Mit Inbetriebnahme des neuen Straßenbahnliniennetzes am 27. Mai 2001 wurde der Betriebshof nicht mehr benötigt und geschlossen. Während der umfangreichen Umbauarbeiten im Straßenbahnhof Angerbrücke von 2002 bis 13. Dezember 2004 war Leutzsch wieder komplett in Betrieb. Danach wurde die Unterflurradsatzdrehmaschine aber weiterhin genutzt. Der Betriebshof wurde nunmehr Standort der LVB-Tochter LIB (Leipziger Instandsetzungsbetriebe) mit ihren Gleisfahrzeugen für die Straße. Im Jahr 2005 nutzte die LEOLINER Fahrzeug-Bau Leipzig (LFB / FBL, seit 2007 HeiterBlick) die “Große Wagenhalle” für die Inbetriebnahme der selbstgebauten Straßenbahnen des Typs NGT6 – bis 2011.
Von Ende 2015 bis Ende 2017 war in der “Großen Wagenhalle” die Leipziger Sachspendenzentrale untergebracht, die wegen eines Heizungsdefekts ausziehen musste.

Objektbeschreibung: Der Straßenbahnhof befindet sich der Rathenaustraße, die hier zugleich endet. Direkt am Depot befinden sich die Bahnalagen der Deutschen Bahn und der ehemalige Bahnhof Leutzsch, wovon noch das Empfangs- und Bahnmeistergebäude vorhanden sind. Zum Gelände gehören zwei große Wagenhallen aus Stahl und Klinkern mit Bogendächern, eine Freiabstellanlage sowie ein Verwaltungsgebäude, um das eine Straßenbahnwendeschleife führt.

Quellen/Literatur/Links:
– Buch „Vom Zweispänner zur Stadtbahn“, 1996
– Buch „Von Stadtbahn und Bus“, 2007
– Leipziger Stadtverkehr www.bimmelbus-leipzig.de

Autor/in: Dave Tarassow

Datum: 12.02.2018

Abbildungen: Dave Tarassow, Juni 2015




Lokschuppen Bf. Leutzsch

Titel des Objekts: Lokschuppen Bf. Leipzig-Leutzsch

Adresse: Am Ritterschlößchen/Ecke Philipp-Reis-Str.  (Lokschuppen nicht zugänglich, befindet sich hinter dem Straßenbahnhof Leutzsch)

Stadtteil: Leipzig-Leutzsch

Industriezweig/Branche/Kategorie: Verkehr/Eisenbahn

Kurzcharakteristik: 2ständiger Rechtecklokschuppen preußischer Bauart

Datierung: ca. 1873

Objektgröße: ca. 200 m²

Ursprüngliche Nutzung: Lokomotiveinsatz- und Behandlungsstelle, Ausführung kleiner Wartungsarbeiten

Heutige Nutzung: ungenutzt, schlechter Bauzustand

Bau- und Firmengeschichte:
Vermutlich mit der Streckeneröffnung am 20.10.1873 Leutzsch-Pegau-Zeitz durch die Thüringer Eisenbahn wurden in Leutzsch Dampflokomotiven beheimatet. Dazu wurde der Lokschuppen mit dazugehörigem Wasserturm errichtet. Im Zuge der Umgestaltung der Leipziger Bahnanlagen mit dem Bau des Leipziger Hauptbahnhofes verkehrten ab 1915 von dort durchgehende Züge. Die dazu benötigten Lokomotiven wurden in den neu errichteten Bahnbetriebswerken des Leipziger Hauptbahnhofes unterhalten. Ab dieser Zeit wurden auf Grund der recht kleinen Größe der Anlage sicher nur Rangierlokomotiven stationiert. Leutzsch war eine Einsatzstelle vom Bw. Plagwitz. In späteren Jahren wurde der Schuppen von der Bahnmeisterei für das Abstellen von Kleinwagen benutzt. Ob es Kriegsschäden gab, ist nicht bekannt. Möglicherweise konnte der Lokschuppen in den 1980ziger Jahren aufgrund vernachlässigter baulicher Unterhaltung schon nicht mehr für das Unterstellen von Fahrzeugen genutzt werden.
Mit dem kompletten Um- und Neubau der Bahnanlagen in Leipzig-Leutzsch um 2011 wurde auch die gleismäßige Anbindung unterbrochen. Nun sind die Gebäude dem weiteren Verfall preisgegeben. Eine Nachnutzung ist nicht bekannt.

Objektbeschreibung:
2ständiger Rechtecklokschuppen preußischer Bauart in Ziegelbauweise, Besonderheit sind die Schiebetore. Eine Drehscheibe war nicht vorhanden, es genügte eine einfache Weiche. Ähnliche Lokschuppen dieser Größe befinden sich in Zinnowitz und auf dem Bahnhof Karnin auf der Insel Usedom.

Quellen/Literatur/Links:
– David Falk, „Leipzig-Großkorbetha“ Verlag: PRO LEIPZIG e.V., 2006

Autor: Mathias Mann

Datum: April 2015

Abbildung: Mathias Mann, 30.01.2005