Schimmel & Co.

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Objekt
Schimmel & Co. AG

Adresse
Geschwister-Scholl-Straße (urspr. Lindennaundorfer Straße)

Stadtteil
Miltitz

Industriezweig
Chemische Industrie; Herstellung von chemischen Erzeugnissen

Datierung
1899/1900

Architekt
Max Bösenberg

Objektgröße
250.000 m²

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr. 09300685

Urspr. / heutige Nutzung
Firmensitz, Produktion und Wohnhäuser für Angestellte, heute: gewerbliche Nutzung

Bau- und Firmengeschichte

1829 beginnt die Geschichte der Firma Schimmel & Co. mit der Gründung eines Handelshauses durch den Apotheker Gottlob Eduard Büttner und den Drogisten Ernst Ludwig Spahn. Als 1838 Büttner aus der Firma austritt, wird er durch Friedrich Edmund Louis Schimmel ersetzt. Weniger Jahre später scheidet auch Spahn aus der Firma aus. Sein Platz wird von Schimmels Bruder Eduard Hermann eingenommen. Die Brüder benennen den Drogenhandel in Schimmel & Co. um.
Nach dem Tod von Louis Schimmel 1854 kauft der Unternehmer Hermann Traugott Fritzsche das Unternehmen, wird sein alleiniger Inhaber, behält aber den Namen Schimmel & Co. bei. Er´und seine beiden Söhne Ernst und Hermann Fritzsche (ab 1868) verhelfen dem Unternehmen zu Weltrang durch die Herstellung ätherischer Öle und künstlicher Riechstoffe. Nicht nur die Rohstoffe stammten aus allen Teilen der Erde. Die Firma errichtete auch Zweigniederlassungen auf allen Kontinenten. Die Erste entstand 1871 in New York. Die besonderen Verdienste berufen sich v.a. auf die rege Forschungstätigkeit der Firma. So eröffneten sie 1879 als erstes Unternehmen ein eigenes Entwicklungslabor. Unter ihrem Namen erschienen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen sowie neue Test- und Synthese-Verfahren. 1900 wurde der Hauptsitz von der Berliner Straße in die neu errichteten Gebäude in Miltitz verlegt. 1927 kommt es zur Verschmelzung mit der Leipziger Firma E. Sachsse & Co. und der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. 1943 erklärt Hermann Fritzsche seinen Rücktritt aus dem Unternehmen, wegen unvereinbarer politischer Weltanschauungen.
Nach Kriegsende kommt es zur Verstaatlichung. Der VEB Schimmel, und seit 1956 VEB Chemische Fabrik Miltitz, produzierte weiterhin ätherische Öle, jedoch erlangte er seinen früheren Weltrang nicht mehr zurück.

1993 verkauft die Treuhandgesellschaft die Duft- und Aromakompositionen GmbH Miltitz an die amerikanische Firma Bell, Flavors & Fragrances.

Objektbeschreibung

Beidseitig der heutigen Geschwister-Scholl-Straße, nach dem Bahnübergang, in Miltitz stehen noch die ursprünglichen Gebäuden der Firma Schimmel & Co. Westlich der Straße befinden sich im nördlichen Verlauf das Verwaltungsgebäude, das ehemalige Postamt und die Wohnhäuser für Beamte und Arbeiter. Letztere zeigen deutliche Merkmale des Jugendstils, während das Verwaltungsgebäude noch deutlich Züge des Historismus besitzt. Die zweiflüglige Anlage steht auf einem hohen Natursteinsockel. Die Fassade ist rot verklinkert, wodurch die weißen Zierelemente deutlich hervor treten. Den Abschluss bildet ein mächtiges Kranzgesims. Die Betonung des Gebäudes liegt deutlich auf dem Eckportal mit einem von Säulen getragenen Gebälk und einer Balustrade. Darüber erhebt sich ein Giebel mit hoher Blende. Das Verwaltungsgebäude repräsentierte die Firma, während das Fabrikareal durch eine etwa drei Meter hohe Mauer östlich der Geschwister-Scholl-Straße vor den direkten Blicken Fremder verborgen blieb. Hinter dieser Mauer standen neben den speziell für die Ansprüche der Produktion errichteten Destillationshallen und Labore, auch ein Kesselhaus, Werkstätten und ein Pferdestall für die Gewinnung von Impfstoffen. Hier befindet sich auch heute noch die berühmte Schimmel-Bibliothek mit ca. 30.000 naturwissenschaftlichen Werken. Der rote Ziegel, die Zierelemente aus gelbem Backstein und die hohen Bogenfenster machen die Gebäude zu typischen Vertretern der Leipziger Industriearchitektur vor/um 1900.

Quellen