Kraftwerk

 

Kraftwerk
Zentrum Nord

Eutritzscher Straße 14a
04105 Leipzig

Lage:
Mischgebiet, Ecklage

Kurzcharakteristik:
Gaswerk, später Kraftwerk, Heizkraftwerk

Datierung:
1836 / 1900 / 1929 / 1996

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Unter der Bezeichnung “Kraftwerk” ist im Prinzip eine in sich geschlossene Industrieanlage, die von Eutritzscher Straße und Teilen der Roscher- und E.-Weinert Straße begrenzt wird zu verstehen. Die Anfänge gehen bis in das Jahr 1836 zurück, als mit dem “Gaswerk 1” die erste Energieversorgungsanlage für die Stadt Leipzig errichtet wurde. 1895 erfolgte der Bau des “Elektrizitätswerkes Nord” ,welches zuerst Elektroenergie und später, nach einer Vielzahl von Um- und Ausbauvorhaben, auch Fernwärme erzeugte. Die Anlagen sind mit den zwischen-zeitlich erfolgten Neu- und Ausbauvorhaben bis zum heutigen Tag in Betrieb.

Bau- und Firmengeschichte:
Mit der Errichtung und Inbetriebnahme des “Elektrizitätswerkes Nord” im Jahr 1895 begann in Leipzig die öf-fentliche Stromversorgung. Bauherr der Anlage war die “Leipziger Elektrizitätswerke AG”. Ab 1905 erwarb die Stadt Leipzig die Anlage. Seit dieser Zeit  ist sie, mit Ausnahme der Jahre 1946 bis 1992, in städtischen Besitz.
Ab 1993 wurde die nicht mehr zeitgemäße, auf Braunkohlenbasis betriebene, Anlage, in  großen Teilen  abge-rissen und 1995 durch eine moderne Gasturbinenanlage (GuD – HKW) ersetzt.

Charakterisierung:
Die für den Betrieb des Elektizitätswerkes erforderlichen Gebäude wurden im Stil des Industriebaues der Jahre um 1900 und 1920 – 1930 errichtet. Dazu gehörten u.a. Kesselhaus, Maschinenhaus, Werkstätten und Verwal-tungsgebäude sowie der 1929 fertiggestellte 156 m hohe gemauerte Schornstein (damals der höchste Euro-pas). Dieser wurde im Jahr 1995 aus Sicherheits- und Stabilitätsgründen abgerissen.
Die Bauwerke sind zum großen Teil im sog.  “Ziegelrohbau ausgeführt, unterbrochen durch Sandsteinsimse und farbig glasierte Steine.
Mit dem Neubau des GUD-HKW im Jahr 1995 wurden bestehende Gebäude der Altanlage zum Teil aufwendig rekonstruiert, den Erfordernissen der Technik angepasst und in die neue Anlage integriert.
Für den Betrachter ist damit ein zeitgemäßer Industrie-/Kraftwerksbau entstanden, der sich harmonisch in das Stadtbild einfügt und  die Industriearchitektur der 1920/30-er Jahre mit der Neuzeit verbindet.

Objektgröße:
Das Gelände, begrenzt von Eutritzscher- Roscher- und E.-Weinert-Str. (früher Yorkstr,) hat eine geschätzte Fläche von ca. 19.000 m².

Quellen und Literatur:
100 Jahre Strom für Leipzig, Festschrift Stadtwerke Leipzig, 1995
GuD-HKW, Schrift zur Grundsteinlegung 1993, Stadtwerke Leipzig

Autor/in:
Peter Rosenbusch

Fotograf/in:
Peter Rosenbusch




Reclam-Karree

Reclam-Karree
Graphisches Viertel

Inselstraße 22-24
04103 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Das Objekt Inselstraße 22 – 24 umfasst das ehemalige Druckerei- und Verwaltungsgebäude des Reclam-Verlages. Haupterwerbszweig war der Buchdruck, hier insbesondere der Druck der “Reclams Universal – Bibliothek” sowie deren weltweiten Vertrieb.

Datierung:
um 1900

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
In dem Objekt, auch unter der Bezeichnung “Reclam Haus” oder “Reclam Karree” bekannt, war von ca.1890 bis ca. 1992 ein weltbekanntes Druckerei- und Verlagshaus beheimatet. Zwischenzeitlich von 1970 bis ca.1992 (Stilllegung) war es unter der Bezeichnung “Graphischer Großbetrieb Interdruck” das größte grahische Unternehmen der damaligen DDR.

Reclam Verlag und  ca. ab 1970 bis 1989 VEB Graphischer Großbetrieb “Interdruck”

Bau- und Firmengeschichte:
Das Druckerei- und Verlagsgebäude wurde im Zeitraum 1886 bis 1905 von dem Verleger Anton-Philipp Reclam in Auftrag gegeben. Architekt der imposanten Dreiflügelanlage war Max Bösenberg. Nach Kriegszerstörungen 1943/1945 teilweise wieder instand gesetzt, wurden 1993 -1996 durch den Eigentümer die Architekten Bunk – Hartung – Partner mit der Wiederherstellung des ursprünglichen Reclam-Ensembles betraut. Nach Abschluss der Bauarbeiten ist dieses jetzt wieder ein Glanzstück der Gründerzeit-Architektur in Leipzig. Das Gebäude beherbergt heute keine graphischen Betriebe mehr. Es wurde überwiegend zu einem Büro-und Geschäftshaus umfunktioniert. Einer der Hauptmieter ist derzeit (2013) das Max-Planck Institut für Mathematik.

Das einstige Kessel- und Maschinenhaus im Grundstück Inselstraße 24 (Hofseite) wurde zu einem Wohn- und Bürohaus umgebaut und dem Gesamtbild des Gebäudekomplexes Insel-, Kreuz- und Egelstraße angepasst.

Charakterisierung:
Der imposante Gebäudekomplex, ein hellgelber, viergeschossiger Klinkerbau, mit roten Gliederungen durchsetzt, wurde auf einem Sockelgeschoß errichtet. Das flache Dach, von einer Balustrade umgeben, bekam große allegorische Figurengruppen (nicht mehr vorhanden). Der gesamte Gebäudekomplex besticht noch heute durch eine Fülle plastischer Details des Buchgewerbes, geschaffen vom Bildhauer Adolf Lehnert.

Den Blickfang von der Schauseite (Inselstraße) bildet der ganz mit hellem Sandstein verkleidete Mittelrisalit. In dessen Dreiecksgiebel wurde eine von zwei Leipziger Löwen flankierte große Uhr gesetzt – ein Element des früheren Fabrikbaues.

Im Segmentgiebel steht das  Monogramm “R” für den Verlagsnamen.

Im rechten Seitenrisalit sitzt in einem Rundbogen über einem Fenster Minervas Eule mit einem Buch und Lorbeer sowie einem Greif (Minerva ist die Göttin der schönen Künste, die Eule ein Symbol für Weisheit und der Greif steht für die Druckkunst).
Zwei von Lorbeer umrankte Portraitmedaillons von Schiller und Goethe finden sich ebenfalls am rechten Seitenrisalit (Das Drucken der Klassiker, inbesondere der im Wilhelminischen Kaiserreich sehr populären Werke von Goethe und Schiller, brachte dem Reclam Verlag immensen Geschäfterfolg.).

Entlang der Inselstraße ist ein Vorgarten mit Einfriedung angelegt. Am rechten Ende befindet sich eine an den Verleger Anton Philipp erinnernde Gedenktafel (Kreuzstraße).

Objektgröße:
Das Hauptgebäude Inselstraße 22  ist ca. 22 Meter hoch und ca. 65 Meter lang. Es ragt im rechten Winkel ca. 8o Meter in die Kreuzstraße hinein.

Quellen und Literatur:
Stadtarchiv Leipzig
Architekturführer Leipzig (Wolfgang Hocquél)
Sabine Knopf: Die Buchstadt Leipzig (Sax Verlag)

Bilder:
Kathrin Töpfer (September 2020)

Autor/in:
Peter Rosenbusch (März 2013)

Aktualisierung:
Kathrin Töpfer (März 2021)




Handelshochschule; Lipanum

Handelshochschule; Lipanum
Zentrum

Martin-Luther-Ring 13
04109 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Geschäftshaus in halboffener Bebauung in Ecklage; Alter Amtshof; bleiverglaste Treppenhausfenster; Aufzüge

Datierung:
1914  – 1916

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Das Gelände westlich des seinerzeitigen Rathausrings ( vorher: An der Pleiße, erst ab 1933 Martin-Luther-Ring) gehörte im 19. Jahrhundert dem bekannten Leipziger Kaufmann Erdmann Traugott Reichel und war als Apels Garten bekannt. 1839 begannen die Erben mit der Parzellierung und dem Verkauf der Gartenanlagen. Die ursprüngliche Bebauung mit dem Reichelschen Vorderhaus hatte nur Bestand bis 1890. Neben zwei Neorenaissance-Gebäude am Eingang zur heutigen Otto-Schill-Str. wurde ab 1914/15 südlich davon ein moderner Geschäftsneubau errichtet. Die Pläne stammen von Peter Dybald (Miterbauer des Reichsgerichtshofes) und stellen dessen letztes wichtiges Projekt dar.

Nutzer des Objektes waren der Verlag Otto Beyer (Verlag für Frauenzeitschriften) später VEB Otto Beyer-Verlag für die Frau, bis 1945 das Bankhaus Knauth, Nachod & Kühne, eine Privatbank mit hervorragenden Geschäftskontakten in die USA sowie nach Ende des 2. Weltkrieges der VEB Geophysik sowie Büroabteilungen des Schwermaschinenkombinats TAKRAF.

1969 zieht in das der damals der Stadt gehörende Gebäude die neugegründete Handelshochschule Leipzig ein und bleibt bis zur Auflösung dieses DDR-Vorläufers der heutigen HHL gGmbh.

1995/96 wird das Haus durch Bilfinger+Berger Projektentwicklungs GmbH saniert, die es mit ihrer Leipziger Niederlassung bis heute nutzt.  Seitdem führt das Gebäude auch den Namen “Lipanum”, der an den Ursprüngen des Leipziger Stadtnamen erinnert.

Bau- und Firmengeschichte:
Bauwerk von beachtlicher Monumentalität mit historisierenden Elementen, wie Säulen, Pfeilern, Vasen, Dachreitern, Reliefs in Form von Festons, Frauenmasken sowie Löwen- und Widderköpfen. Diese Elemente werden sparsam aber wirkungsvoll eingesetzt und sind charakteristisch für die Architektur vor dem ersten Weltkrieg.

Charakterisierung:
Geschäftshaus mit Büros und Ladenlokalen

Autor/in:
Harmut Bräuninger




Könneritzbrücke

Könneritzbrücke
Plagwitz, Schleußig

Ernst-Mey-Straße
04229 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Brücke über der Weißen Elster an der Karl-Heine-Villa zur Könneritzstraße (genietete Stahlkonstruktion)

Datierung:
1898 (Brücke)

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Straßenbrücke

Bau- und Firmengeschichte:
Benannt wurde die Brücke nach dem in Paris geborenen Freiherrn Léonce-Robert von Könneritz, der 1876 Kreishauptmann in Leipzig und später sächsischer Finanzminister war. Dr. Karl Heine ließ im Zuge der baulichen Erschließung der westlichen Vororte im Jahre 1870 eine hölzerne Brücke als Vorgängerbau der heutigen Könneritzbrücke über der Weißen Elster errichten. Als Konstruktionsmaterial diente das Holz jener Brücke, die zuvor anstelle der heutigen Plagwitzer Brücke abgebrochen wurde.
Im Jahre 1898 genügte die Holzbrücke schließlich nicht mehr den Anforderungen und wurde durch eine damals moderne, genietete Stahlkonstruktion ersetzt. Seitdem verbindet die markante Stahlfachwerkbrücke über die Weiße Elster die Plagwitzer Ernst-Mey- mit der Schleußiger Könneritzstraße.
Im Zuge einer aufwendigen Sanierung im Jahre 2002 wurde die gesamte Konstruktion mit einem Spezialkran herausgehoben und an anderer Stelle überarbeitet. Als Fahrbahnplatte wurde eine neue orthotrope Platte in die Brücke eingebaut, die Unterbauten blieben jedoch erhalten.

Charakterisierung:
Konstruktion: Stahlfachwerkbrücke
Die Könneritzbrücke ist ein Relikt aus der Anfangszeit der Industrialisierung des Bauens und steht heute als technisches Denkmal unter Schutz. Signifikant ist ihre Fachwerkträger- und Bogenkonstruktion aus genieteten Stahlträgern.

Objektgröße:
Gesamtlänge: 31 m

Quellen und Literatur:
www.leipzig-lexikon.de
Hommage an eine Hundertjährige. In: Leipziger Blätter, Nr. 32. Leipzig 1998.
Stadtarchiv Leipzig (Hrsg.): Lexikon der Leipziger Straßennamen. Leipzig 1995.

Name Autor/in:
Juliane Gölzner

 

 




Klingerbrücke

Klingerbrücke
Zentrum-West

Käthe-Kollwitz-Straße
04109 Leipzig

Lage:
Brücke über das Elsterflutbecken

Kurzcharakteristik:
Straßenbrücke mit Brüstungen und Pfeilern mit Beleuchtungskörpern

Datierung:
1928

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Straßenbrücke mit Straßenbahnverkehr, verbindet zusammen mit der Plagwitzer Brücke (über die Elster) die Stadtteile Zentrum West mit Plagwitz. Überbrückt das Elsterflutbecken, das als eine der bedeutenden Hochwasserschutzanlagen des Wassergebietes Leipzig und als Teil des Leipziger Gewässerknotens gilt.

Bau- und Firmengeschichte:
Im Zuge des Baues des Elsterbeckens, in das das Elsterflutbecken mündet, wurden mehrere Brücken zur Verbindung des Zentrums mit den westlichen Stadtteilen gebaut.
Benannt ist die Brücke nach dem Bildhauer, Maler und Graphiker Max Klinger (1857-1920), wie auch der benachbarte Klingerhain.
Bauherr: Stadt Leipzig
Architekt: Georg Wünschmann (1868 -1937);
Die Klingerbrücke war eines seiner letzen Werke, bevor er sich 1930 aus dem aktiven Berufsleben zurückzog.

Charakterisierung:
In dem Bauwerk kann man Elemente der „Neuen Sachlichkeit“ oder des „Neuen Bauens“ finden insbesondere in den kubischen Säulen für die Beleuchtungselemente, die ausschließlich funktionell und schlicht gehalten sind. Die auf zwei Lagerstützen und zwei Strompfeilern aufgesetzte Betonkonstruktion trägt zwei Fahrbahnen und Straßenbahngleise. Die Seiten bilden gleichzeitig die Brüstung, welche mit Beton- und Natursteinen abgedeckt ist.
Einziger karger Schmuck sind vier größere und vier kleinere, dreieckige aus Natursteinen gemauerte „Stelen“, die metallene, verglaste Gitter tragen. Hierin befinden sich Beleuchtungskörper, die nachts ein schwaches gelbes Licht verbreiten. Die größeren Pfeiler tragen zur Straße hin mannshohe Öffnungen, deren Aufgabe wohl eher gestalterischer als zweckmäßiger Natur sind.

Quellen und Literatur:
http://www.leipzig-lexikon.de/FLUSSSEE/ELSTER.HTM
http://de.wikipedia.org/wiki/Elsterflutbett”

Autor/in:
Hartmut Bräuninger

Fotos:
Michael Hartwich, September 2016




Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG, Leipzig

Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG, Leipzig
Plagwitz

Erich-Zeigner-Allee 64
04229 Leipzig

Lage:
Ecklage Limburger-/Zschochersche Straße

Kurzcharakteristik:
Fabrikgelände mit Produktions- und Verwaltungsbauten, Heizhaus, Einfriedung, Kelleranlage und Pförtnergebäude um 1955

Datierung:
um 1900 (Fabrik)

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Kammgarnspinnerei/Textilindustrie

Bau- und Firmengeschichte:
Im Jahre 1880 gründete der aus Eisenach stammende Kaufmann Paul Rudolph Eduard Stöhr die Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. KGaA in Kleinzschocher bei Leipzig. Seit 1893 hatte das Unternehmen seinen Sitz in Leipzig-Plagwitz auf der Kanalstraße (bis 1949: Elisabethallee; heute: Erich-Zeigner-Allee). Das Unternehmen expandierte: In New York (1889) und in Neschwitz bei Tetschen in Böhmen (1902) entstanden Tochtergesellschaften.
1911 wurde die Gesellschaft in eine AG unter Angliederung der Kammgarnspinnerei C. F. Solbrig Söhne AG in Chemnitz umgewandelt. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich das weltweit operierende Unternehmen mit ca. 3000 Beschäftigen zu einem der größten Leipziger Industriebetriebe entwickelt. In den 1920er Jahren setzte die Stöhr & Co. AG ihre Expansionsaktivitäten fort: 1921 erfolgte die Übernahme der Aktienmehrheit an der Leipziger Wollkämmerei, im Jahre 1928 wurde die Kammgarnspinnerei Gautzsch AG bei Leipzig als Zweigwerk übernommen. Während des Zweiten Weltkrieges stellte die Kammgarspinnerei auf Rüstungsproduktion um. Nach dem Volksentscheid 1946 folgten die Enteignung und die Löschung aus dem Handelsregister. Der Nachfolgebetrieb firmierte als VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei. 1969 wurde der Betrieb mit der Leipziger Wollgarnfabrik (ehemals Tittel & Krüger) zum Großbetrieb Leipziger Buntgarnwerke zusammengeschlossen. Bevor die Buntgarnwerke Mitte der 1970er Jahre in der Nonnenstraße zentralisiert wurden, befanden sich u.a. Zentrallager und Blechverformerwerkstatt in der Erich-Zeigner-Allee 64. Bis 1992 nutzte der VEB Leipziger Bekleidungswerke Vestis das Gebäude und setzte die Tradition der Textilproduktion fort. Die Stöhr AG produzierte ab 1948 im westdeutschen Reydt-Odenkirchen (heute Mönchengladbach). 2010 erfolgte die Liquidation der Stöhr & Co. AG i.L..
Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde das Gelände der ehemaligen Kammgarnspinnerei an einen Kölner Investor veräußert und von 1992 bis 2003 durch die Firma Bernd Berger Mode vorrangig zur Produktion von Bekleidung genutzt, zudem wurden Teile des großen Gebäudekomplexes fremd vermietet. 2003 meldete Berger Mode Konkurs an, was die Schließung der Produktion zur Folge hatte. Das Amtsgericht Leipzig ordnete die Zwangsverwaltung des Gebäudes an.
Im Januar 2021 erfolgte der Abriss der Gebäude.

Charakterisierung:
Das Gelände der früheren Kammgarnspinnerei erstreckte sich im Westen bis zur Wachsmuthstraße. Mitten durch das Firmengelände führte die Zschochersche Straße. Die einzelnen Gebäude wurden unterschiedlichen Nutzungen zugeführt. Entsprechend der differenzierten Nutzungsstruktur waren sie unterteilt in Produktion und Verwaltung, zudem existierte ein Kraftwerk, das Dampf für die Produktion und Strom produzierte. Der heute vor allem für Ateliers genutzte Bereich entspricht dem ehemaligen Verwaltungstrakt.
Das Firmenareal wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, so dass bis zum endgültigen Abriss im Januar 2021 nur noch Reste der ursprünglichen Bebauung erhalten waren. Die weiträumigen Fabrikhallen mit den charakteristischen Sheddächern wurden ebenfalls im Krieg zerstört.
Eine Sanierung des Gebäudekomplexes Erich-Zeigner-Allee 64 erfolgte letztmals in den 1970er Jahren.
Das Pförtnergebäude datiert auf das Jahr 1955 .

Quellen und Literatur:
http://www.stoehr-ag.de/ag/de/start.php?content=stoehr_profil
http://www.archiv.sachsen.de/archive/leipzig/4208_3230393235.html

Bilder:
25. Januar 2021: Abriss der Gebäude (Kathrin Töpfer)

Autor/in:
Juliane Gölzner (März 2013)

Aktualisierung:
Kathrin Töpfer (März 2021)

 




Gaswerk I

ehem. Gaswerk I
Zentrum-Nord

Erich-Weinert-Str. /Berliner Str. 21
04105 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Das ehem. Gaswerk I war die erste Anlage in Leipzig, in der Stadtgas für die Stadtbeleuchtung erzeugt wurde.

Datierung:
1838

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Das Gaswerk 1 war ein reiner Zweckbau zur Erzeugung von Stadtgas für die Stadt Leipzig. Anfangs vorrangig zur Beleuchtung von Straßen und Plätzen genutzt, später auch von der Leipziger Bevölkerung zur Beleuchtung von Wohnungen und zu Kochzwecken.

Bau- und Firmengeschichte:
Ausgehend von der Entwicklung Leipzigs Mitte des 19. Jahrhunderts und ihrer Bedeutung als Messestadt forderte die Bürgerschaft die Einrichtung einer Gasbeleuchtung für öffentliche Straßen und Plätze, wie es sie bereits in einigen anderen deutschen Städten (z.B. Dresden) gab.
Die Einrichtung einer Beleuchtungsanlage setzte aber den Bau einer Gasanstalt bzw. eines Gaswerkes voraus. Dieser wurde dann 1836 von der Bürgerschaft beschlossen und bis 1838 umgesetzt.
Mit der Leitung und Bauausführung wurde 1836 der damals bekannteste Gasfachmann Deutschlands R.-S. Blochmann (1784-1871) beauftragt.
Auf Grund des stark steigenden Bedarfs an Stadtgas für den weiteren Ausbau der Stadtbeleuchtung und für die Bevölkerung wurde das Gaswerk in den Jahren ab 1838 mehrfach erweitert sowie um- und ausgebaut, so z.B. die Errichtung neuer Gasbehälter, Magazingebäude, Retortenhaus, Einrichtungen zum Koksverkauf und der Bau eines Gleisanschlusses.
Der letzte große Um- und Ausbau zum sog. Neuen I. Gaswerk erfolgte in den Jahren 1888-1890 unter Leitung des damaligen Gaswerkdirektors J.-R. Westeholz, der als exzellenter Fachmann auf dem Gebiet der Gastechnik galt.
Mit dem Bau eines neuen größeren Gaswerkes in Leipzig-Connewitz wurde 1929 das Neue I. Gaswerk stillgelegt.
Vorhandene Gebäude wurden umgenutzt, gaswerkstypische Anlagen abgerissen oder in das System der Gasversorgung eingebunden.
Heute befinden sich auf diesem Areal Anlagen der Stadtwerke Leipzig (z.B. GuD – Heizkraftwerk Nord) sowie der Leipziger Wasserwerke.

Charakterisierung:
Die Planung und Bauausführung des Gaswerkes erfolgte nach den damals bekannten Regeln der Technik für Industriebauten und der Gastechnik.
Auf Grund ihrer technisch ausgereiften Gestaltung wurde das Gaswerk 1 zum Prototyp für Gaswerke in Deutschland und ca. 600 Mal in gleicher oder ähnlicher Art nachgebaut.
Da die gesamte Anlage bereits 1929 stillgelegt wurde, sind nur wenige Gebäude aus dieser Zeit noch vorhanden. Diese werden zum Teil noch als Lager- und Verwaltungsgebäude (z.B. Beamtenwohnhaus) genutzt.

Objektgröße:
Die gesamte Gaswerksanlage erstreckte sich auf einer Fläche von ca. 20.000 m² und wurde bzw. wird von Roscherstraße, Berliner Str. und Erich-Weinert-Str. (bis 1945 Yorkstraße) begrenzt.
Der andere Teil des gesamten Areals bis zur Eutritzscher Str. wurde ab 1895 zum Bau des Elektrizitätswerkes benötigt.

Quellen und Literatur:
www.swl.de
150 Jahre Gasversorgung in Leipzig, VEB Energiekombinat Leipzig, 1985

Autor/in:
Peter Rosenbusch

Fotograf/in:
Peter Rosenbusch
Bild1: Quelle “150 Jahre Gas in Leipzig”, VEB Energiekombinat Leipzig

 




Gasometer Nord

Gasometer Nord
Zentrum – Nord

Roscherstraße 10
04105 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Der Gasometer Nord, ein kreisrunder Ziegelbau, war und ist ein stadtbildprägendes Bauwerk der Industriekultur der Gründerzeit. Er besticht insbesondere durch seine auffällig gestaltete Außenfassade.

Datierung:
1882-1890

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Der Gasometer war Bestandteil des städtischen Gaswerkes 1 Leipzig und hatte die Aufgabe, das produzierte Gas zu speichern (Zwischenlagerung) und entsprechend des aktuellen Bedarfs in das Gasnetz einzuspeisen. Er war damit ein unverzichtbarer Bestandteil einer modernen städtischen Gasversorgung.

Bau- und Firmengeschichte:
Der Gasometer wurde im Auftrag des städtischen Gaswerkes 1 um 1890 unter Leitung des damals führenden Gasfachmannes Georg Wunder (1836 – 1927) erbaut. Er befindet sich auf dem Gelände eines bereits 1838 errichteten Gaswerkes im Bereich Roscher-/Eutritzscher Straße.
Die gesamte Gasproduktion an diesem Standort wurde bereits 1929 wieder eingestellt und die Anlagen bis auf technologisch notwendige Komponenten demontiert.
Im Anschluß daran wurde auf dieser Fläche das städtische Elektrizitäts- und Fernheizwerk Nord errichtet. Der Gasometer blieb erhalten und ist heute ein technisches Denkmal.
Die Versorgung der Stadt Leipzig mit Gas übernahm ab 1929 das Groß-Gaswerk Connewitz (Stilllegung 1977, heute Standort des Asisi-Panometers)
Das gesamte Betriebsgelände gehört heute der Stadtwerke Leipzig GmbH.

Charakterisierung:
Die Bezeichnung “Gasometer” beinhaltet das gesamte Bauwerk inklusive aller technischen Anlagen. Im Detail besteht er aus dem Bauwerk „Außenhülle“ und der sich im inneren befindlichen “Speichereinrichtung”.
Die Außenhülle ist der in Mauerwerk errichtete Rundbau, welcher mit einer gelben Klinkerverkleidung versehen ist.
Der Dachbereich ist mit einer sog. “Schwendler- Kuppel” abgeschlossen.
Die “Speichereinrichtung” im Inneren war ein sog. Glockengasbehälter einschließlich einer Vielzahl technischer Anlagekomponenten.
Dacheindeckung sowie Fenster, Türen und technische Anlagen sind nicht mehr vorhanden. Der Gasometer ist somit Witterung und Verfall ausgesetzt.
Von Seiten der Stadtwerke wurde 2001-2003 eine Altlastensanierung durchgeführt.

Objektgröße:
Das gesamte Bauwerk hat einen Durchmesser von ca. 60 Meter, ist ohne Kuppel ca. 28 Meter hoch und hat einen Rauminhalt von ca. 41 000 Kubikmetern.

Quellen und Literatur:
www.gaswerk augsburg.de
www.leipzig-lexikon.de
Broschüre “150 Jahre Gasverorgung in Leipzig”, VEB Energiekombinat Leipzig, 1985

Autor/in:
Peter Rosenbusch




E-Werk Naundörfchen; Umschaltwerk; Schalthaus

E-Werk Naundörfchen; Umschaltwerk; Schalthaus
Zentrum West

Naundörfchen 30 und 30a
04109 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Ehemaliges Elektro-Umschaltwerk mit Schalt- und Akkumulatorenhaus sowie Maschinenhalle; technisches Denkmal

Datierung:
um 1910

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Umspannwerk für die Elektroversorgung der Stadt Leipzig, Bereich Zentrum und möglicherweise für die Versorgung der Straßenbahnen

Bau- und Firmengeschichte:
Umspannwerk wurde genutzt bis in die späte DDR-Zeit. In Nr. 30 war die Umspanntechnik vorhanden, in der ehemaligen Maschinenhalle die Wartung von Stromzählern.

Charakterisierung:
Baustil Art Déco. Im Jahre 2006 umgebaut zu Loft-Wohnungen unter weitgehender Erhaltung der alten Bausubstanz, insbesondere der unteren Außenfassade der Vorderfront mit den stiltypischen Fenstergestaltungen.
Architekten: Helm und Künzel GmbH, Leipzig in Zusammenarbeit mit BAUART GmbH, beide an der Adresse geschäftsansässsig.

Quellen und Literatur:
http://www.bauart.ag/index.php?option=com_content&view=article&id=8&Itemid=9

Autor/in:
Hartmut Bräuninger




Elisabethbrücke

Titel des Objekts:
Elisabethbrücke

Ort:
Plagwitz

Erich-Zeigner-Allee
04229 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Brücke über den Kanal mit eisernem Geländer

Datierung:
um 1850

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Straßenbrücke

Bau- und Firmengeschichte:
Die Elisabethbrücke ist eine Straßenbrücke, die die Erich-Zeigner-Allee (von 1893 bis 1949: Elisabethallee), zwischen der Nonnenbrücke im Westen und der König-Johann-Brücke im Osten über den Karl-Heine-Kanal führt. Sie wurde in den 1850er Jahren in der Gemeinde Plagwitz erbaut. Obwohl die Brücke offiziell nie umbenannt wurde, ist sie auch unter dem Namen Erich-Zeigner-Brücke bekannt.

Charakterisierung:
Konstruktionstyp: Bogenbrücke
Die Elisabethbrücke ist eine der 14 Brücken, die Karl Heine errichten ließ.
Die Brückenpfeiler der Elisabethbrücke bestehen aus Rustikaquadern; die Ansichtsflächen sind mit Bruchstein verblendet. Das eiserne Geländer wurde neu gestaltet.

Quellen und Literatur:
http://www.leipzig-lexikon.de/SONSTBAU/BR_ELISA.HTM

Autor/in:
Juliane Gölzner

Bilder:
Michael Hartwich